Tschetschenen demonstrieren nach dem Mord in Gerasdorf vor der russischen Botschaft in Wien. (7.7.2020)
ALEX HALADA / AFP / picturedesk.com
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Blutat in Gerasdorf

Demo von Tschetschenen vor russischer Botschaft

Nach dem Mord am 43-jährigen Tschetschenen Mamichan U. alias Martin B., der am Samstag in Gerasdorf mit fünf Schüssen getötet wurde, hat gestern Nachmittag vor der russischen Botschaft in Wien eine Demonstration stattgefunden.

Mehrere Dutzend Tschetschenen versammelten sich, um aus Anlass der Bluttat Konsequenzen zu fordern. „Die tschetschenische Community hat den Tod von Mamichan U. vorausgeahnt“, sagte eine Rednerin. Es habe sich um einen „politischen Mord“ gehandelt. Der 43-Jährige hatte in den vergangenen Monaten auf seinem Videoblog den tschetschenischen Regionalpräsidenten Ramsan Kadyrow in regelmäßigen Beiträgen kritisiert und teilweise wüst beschimpft. Dafür habe er mit dem Leben bezahlt, mutmaßten die erschienenen Manifestanten, wobei sie die Letztverantwortung bei Russland und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sahen, der Kadyrow stütze.

Protest wegen Tschetschenen-Mord

In Wien wird vor der russischen Botschaft wegen dem Mord an einem Tschetschenen protestiert. ORF-Reporter Karl Reis berichtet

Für freie Meinungsäußerung

Transparente mit Aufschriften wie „Putin ist ein Kriegsverbrecher“, „Russland ist kein sicheres Land für Tschetschenien“ und „Putin Mörder nach Den Haag“ wurden für die zahlreich erschienenen Medienvertreter in die Kameras gehalten. Mehrere Frauen skandierten minutenlang „Putin Terrorist“ und „Russland Terrorist“. Freie Meinungsäußerung müsse auch für Kadyrow- und Putin-Kritiker gelten, hieß es auf der Demo. Dieses Grundrecht komme auch Tschetschenen zu. 18 tschetschenisch-stämmige Flüchtlinge seien seit 2001 von „russischen Sonderdiensten“ im europäischen Exil erschossen worden.

Gegen Abschiebung von Tschetschenen

Nach dem jüngsten Mord verlangten die Demonstranten die Bestrafung der Täter bzw. Tatbeteiligten, Sicherheit für die Verwandten von Mamichan U. und Ermittlungen hinsichtlich einer möglichen Verwicklung der russischen Botschaft in Wien in die Bluttat. Darüber hinaus appellierten die Kundgebungsteilnehmer, die Abschiebung von Tschetschenen in ihre ursprüngliche Heimat müsse beendet werden, weil sie dort nicht sicher seien.