7. Internationale Bšrgermeister/innen Konferenz NOW
JACQUELINE GODANY | Act.Now
JACQUELINE GODANY | Act.Now
NOW-Konferenz

Hassbotschaften gehören für Bürgermeister zum Alltag

Hate Speech, Morddrohungen, üble Nachrede – all das gehört im Job eines so manchen Bürgermeisters heutzutage zum Alltag.

Dass das Bürgermeisteramt trotz aller Herausforderungen ein erfüllender Job ist, darin sind sich die Diskutanten bei der 7. Internationalen Bürgermeisterkonferenz NOW heute in Wien eben so einig gewesen.

Isabella Conti: Bürgermeisterin der Gemeinde San Lazzaro di Savena in Italien

Für Einsatz für Flüchtlinge rechtfertigen

Beim Mayor’s Talk teilten Bürgermeister aus Italien, Slowenien, Deutschland und dem Libanon ihre persönlichen Geschichten. „Für meinen starken Einsatz für Flüchtlinge musste ich mich bei meinen Mitbürgern rechtfertigen“, sagte Isabella Conti, Bürgermeisterin der Gemeinde San Lazzaro di Savena im Norden Italiens. „Ich musste den Menschen erklären, dass wir nur eine Atmosphäre der Angst und Entfremdung schaffen würden, wenn wir wie die (rechtspopulistische Partei) Lega vorgehen“.

„Polarisierung ist ein großer Fehler“

Einen Beweis dafür, dass ihre Arbeit richtig war, sieht Conti in den Wahlergebnissen – für ihr erstes Mandat wurde sie mit 59 Prozent gewählt, für ihr zweites mit 81 Prozent. „Polarisierung ist ein großer Fehler. Stattdessen müssen wir Räume schaffen, in denen sich alle akzeptiert fühlen“, sagte die 38-Jährige.

7. Internationale Bürgermeister/innen-Konferenz NOW „Space for Encounter & Overcoming Division“
vlnr. Mohammad Saadie (Libanon), Tjark Bartels (Deutschland), Isabella Conti (Italien), Igor Marentić (Slowenien), Uta Zeuge-Buberl (Act.Now)
JACQUELINE GODANY | Act.Now

Igor Marentič: Bürgermeister der Stadt Postojna in Slowenien

Einsatz für Integration von Flüchtlingen

Auch Igor Marentič, Bürgermeister der Stadt Postojna im Südwesten Sloweniens, sprach von andauernden Hassbotschaften und Lügen in Sozialen Medien. Mehrmals habe er auch persönliche Drohungen erlebt. Auch Marentič setzt sich für die Integration von Flüchtlingen ein, was bei den Einheimischen die Angst ausgelöst habe, dass diese ihnen die Jobs wegnehmen würden. Als Bürgermeister sei man überdies immer im Einsatz und man werde für alles Mögliche verantwortlich gemacht. „Trotzdem ist dieser Job extrem erfüllend“, so Marentič.

Tjark Bartels: ehemaliger Landrat im niedersächsischen Landkreises Hameln-Pyrmont

Rücktritt nach Todesdrohung

Tjark Bartels erzählte von seiner Erfahrung als Landrat des niedersächsischen Landkreises Hameln-Pyrmont in Norddeutschland. Der 50-Jährige trat im Oktober zurück. Im Mai 2019 habe er eine Todesdrohung per E-Mail bekommen, nachdem er in einem Missbrauchsfall Fehler seiner Behörde eingestanden hatte. „Ich habe die Verantwortung übernommen, aber die Menschen unterscheiden nicht zwischen schuldig sein und die Verantwortung zu übernehmen“, sagte er. Man glaube auch immer, man sei gegen den ständigen Hass im Netz resistent. „Aber nachdem etwas in uns bricht, dauert es lange Zeit, bis es verheilt“, warnte Bartels.

Mohammad Saadie: Präsident mehrerer Gemeinden im Nord-Libanon

Pionier im Kampf für mehr Transparenz

„Im Libanon gibt es viele Herausforderungen: fehlende Infrastruktur, Müllabfuhr-Krise, schlechte Wasserversorgung, hohe Arbeitslosigkeit und eine hohe Zahl syrischer Flüchtlinge“, sagte Mohammad Saadie, Präsident mehrerer Gemeinden im Nord-Libanon. Saadie nennt sich selbst einen Pionier im Kampf für mehr Transparenz: „Jeder Bürger muss wissen, was mit den öffentlichen Geldern passiert.“ In seinen Gemeinden würden daher die kommunalen Entscheidungsprozesse transparent ablaufen – inklusive Liveübertragungen von Gemeinderatssitzungen und Auflistung sämtlicher Ausgaben.