Illustration zum Thema Pflege
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
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Pflege

Mit Arbeitskräften aus Marokko Personalmangel begegnen

Die SeneCura-Gruppe, Österreichs größter privater Betreiber von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, will dem Fachkräftemangel im Pflegebereich mit Personal aus Marokko begegnen.

Vorarbeiten zu einem entsprechenden Projekt seien bereits gestartet worden, erklärte SeneCura-Geschäftsführer Anton Kellner heute bei einer Pressekonferenz.

Kooperation mit dem Verein AMOROC

Johannes Wallner, der für Sonderprojekte bei der Gruppe zuständig ist, verwies auf den stark steigenden Bedarf an Fachkräften: bis 2030 würden laut Studien rund 75.000 Arbeitskräfte zusätzlich benötigt. Heute gab die Gruppe daher den „Startschuss“ für eine Kooperation mit dem Verein AMOROC (Austrian Morocco Chamber). Ziel sei, Jugendlichen aus Marokkos Hauptstadt Rabat neue Job- und Ausbildungschancen im Gesundheits-, aber auch Gastronomiesektor zu eröffnen und dem Fachkräftemangel in Österreich entgegenzuwirken.

Hohe Bildungsstandard und junge Bevölkerung

Wallner betonte, man habe in Marokko ein ähnlich hohes oder gleich hohes Ausbildungsniveau wie in Österreich gefunden, gleichzeitig bestehe dort ein „sehr hoher Anteil an junger Bevölkerung“ – beides gute Voraussetzungen für das Projekt. Der ebenfalls am Podium anwesende Bürgermeister von Rabat, Mohamed Sadiki, verwies seinerseits auf die hohen Bildungsstandards in Marokko unter den Jugendlichen.

Anwerbung und Auswahl ab Sommer

Bis zum Sommer will die Gruppe rechtliche und organisatorische Details geklärt haben, dann soll mit der Anwerbung und Auswahl geeigneter Kandidaten aus Marokko begonnen werden. Geplant ist, dass diese dann einen Nostrifizierungslehrgang an einer niederösterreichischen Fachhochschule besuchen. Bereits während dieses Lehrgangs könnten die Kräfte als Pflegeassistenz tätig sein, so Wallner. Denn diplomierten Pflegefachkräften aus dem EU-Ausland sei es seit Jahreswechsel möglich, zwei Jahre in Österreich als Pflegeassistenz zu arbeiten, sofern diese um eine Nostrifizierung ansucht. Da die Pflegeassistenz in ganz Österreich als Mangelberuf gelte, gebe es auch keine Probleme mit dem Aufenthaltsrecht.

Deutsch-Kenntnisse als wesentliche Hürde

Die ersten „Kooperationspartner“ will Kellner bereits 2021 in Österreich anstellen können. Als eine der wesentlichen Hürden sieht er die laut geltender Rechtslage notwendigen Deutsch-Kenntnisse auf Niveau B2, um als Pflegeassistenten arbeiten zu können (und berufsbegleitend die Nostrifizierung zur diplomierten Gesundheits-und Krankenpflegeperson ablegen zu können). Man diskutiere diesbezüglich auch mit der Bundesregierung, um „Lösungsansätze“ zu finden. Sadiki erklärte dazu, dass daher bereits in Marokko Deutschkurse angeboten werden sollen.

„SeneCura Campus Lakeside“ in Grafenwörth

Auch verwies die SeneCura-Führung auf die von ihr geplante Ausbildungsstätte des „SeneCura Campus Lakeside“, die ab 2020 in Grafenwörth (Niederösterreich) errichtet werden soll. Im ersten Schritt sollen dort 125 Ausbildungsplätze im Pflegebereich errichtet werden, im Endausbau plant die Gruppe mit mehreren Campus-Standorten (neben Niederösterreich auch in Deutschland, der Schweiz und einigen CEE-Staaten) bis zu 4.500 Studierende pro Jahr ausbilden zu können. Grafenwörths Bürgermeister und Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, der ebenfalls dem Termin beiwohnen sollte, ließ sich entschuldigen, da er sich nach einem Unfall aktuell in stationärer Pflege befindet.