Luftaufnahme Diakonissenkrankenhauses in Schladming, (10.1.2013)
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
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Steiermark

Protest gegen Abschiebung von Lehrling in Schladming

Einem Lehrling des Diakonissen-Krankenhauses in Schladming droht die Abschiebung nach Afghanistan. Er wurde gestern bei einem Termin mit dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Leoben festgenommen.

„Gestern erreichte uns die Nachricht aus unserem Diakonissen-Krankenhaus in Schladming, dass unser Lehrling Hossein K. bei einem Termin am Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl festgenommen wurde“, berichtet heute die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser, in einer Aussendung.

Kirchenasyl in der Pfarrgemeinde

Der 20-Jährige arbeitete im Diakonissen-Krankenhaus als Lehrling, musste aber nach dem zweiten negativen Asylbescheid die Lehre abbrechen. Daraufhin hat Hossein K. im Kirchenasyl der Pfarrgemeinde Zuflucht gefunden, wo er sich auch die Taufe vorbereitet hatte. „In Afghanistan erwartet Hossein der sichere Tod wegen Abfalls vom Islam“, sorgt sich die Pfarrgemeinde, „wir fordern einen Abschiebestopp und Bleiberecht für Hossein K.“ Er gehört der in Afghanistan verfolgten Minderheit der Hazara an und ist im Iran aufgewachsen. Nun soll er nach Afghanistan abgeschoben werden, in dem er laut Aussendung nie gelebt hat.

„Fauler“ Kompromiss der Parteien

Der Fall zeige, dass der Kompromiss der Parteien für abgelehnte Asylwerber in der Lehre „ein fauler“ sei, so die Diakonie. Es sei keine Regelung ins Auge gefasst worde für Personen, die aufgrund eines rechtskräftig negativen Asylbescheids gezwungen waren, ihre Lehre abzubrechen, und die sich noch in Österreich befinden. „Gut integrierte Lehrlinge werden weiter abgeschoben“, so Moser.

Gebet für Lehrling

Empört und besorgt zeigt sich auch die Belegschaft des Diakonissen-Krankenhauses, die sich zum Gebet für Hossein K. in der Krankenhauskappelle versammeln. „Hossein war bestens integriert und ein sehr fleißiger und ruhiger Mitarbeiter“, erklärt der Betriebsdirektor des Krankenhauses, Hannes Stickler. „Niemand hier kann verstehen, warum keine Lösung für Hossein und das Lehrlingsproblem insgesamt gefunden wird. Wir brauchen engagierte Lehrlinge wie ihn!“

Gottesdienst & Mahnwache mit Bischof Chalupka

Auch die Pfarrgemeinde ruft zum Gebet für Hossein K. auf. Am Sonntag werde aus Solidarität mit dem Lehrling und dem Engagement der Pfarrgemeinde auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka an dem Gottesdienst und an einer anschließenden Mahnwache teilnehmen. Auch er zeige sich „in tiefer Sorge“, so der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Weil er seinen muslimischen Glauben abgelegt habe, sei sein Leben in Afghanistan massiv gefährdet. Auch Chalupka fordert ein Abschiebestopp und Bleiberecht für den jungen Mann.

Innenministerium verweist auf Gesetzeslage

Aus dem Innenministerium heißt es dagegen, es liege eine vollstreckbare und mehrfach gerichtlich überprüfte Entscheidung vor, die die Person zur Ausreise verpflichte. Da der Betreffende der Verpflichtung zur Ausreise nicht nachgekommen sei, müsse diese nach der geltenden Gesetzeslage vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl zwangsweise durchgesetzt werden.