Der Uhrturm auf dem Schlossberg in Graz, der Hauptstadt der Steiermark (2.8.2010)
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com
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Antidiskriminierungsstelle

Gegen Abschottung von Betroffenen

704 Anfragen aufgrund von mutmaßlicher Diskriminierung sind im Jahr 2018 bei der Antidiskriminierungsstelle Steiermark eingegangen, 528 Mal hat die Servicestelle interveniert.

In mehr als der Hälfte der Fälle ging es um Benachteiligung wegen der ethnischen Herkunft, der Religion oder der Hautfarbe. Daniela Grabovac, Leiterin der Stelle, hat heute den jüngsten Jahresbericht präsentiert.

Diskriminierungen als Alltagserlebnis

„Wir sehen eine gleichbleibende Tendenz. Die Zahlen pendeln sich ein, in der Zahl der gemeldeten Fälle hat sich nicht viel verändert“, berichtete Grabovac. Sie sieht darin allerdings keinen Grund sich zurückzulehnen: „Viele in den diskriminierten Gruppen haben die Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lage inzwischen leider aufgegeben, viele zählen Diskriminierungen bereits zum Alltagserlebnis.“ Hier sieht Grabovac das Risiko der Absonderung gegeben: „Es besteht die Gefahr, dass sich die Communities abschotten, um der Diskriminierung zu entgehen. Dem wollen wir entgegenwirken und werden in den betroffenen Gruppen in Workshops beratend aktiv werden“, kündigte Grabovac an.

Ethnische Herkunft als häufigster Diskriminierungsgrund

Ob in öffentlichen Verkehrsmitteln, in alltäglichen Situationen wie dem Einkaufen, bei Behörden oder in der Freizeit: Die Betroffenen sahen sich in unterschiedlichen Situationen mit den Erscheinungsformen der Diskriminierung konfrontiert, wie der rund 90-seitige Bericht festhält. Mit 35,04 Prozent der Anfragen gehörten Meldungen aufgrund der ethnischen Herkunft zu den häufigsten Diskriminierungsgründen. So stoßen die Menschen bei der Wohnungssuche auf unsichtbare Hürden. Betroffene hätten ebenso des Öfteren berichtet, dass bei der Suche eines neuen Arbeitsplatzes die Staatsbürgerschaft eine Rolle spielte, potenzielle Mieter sind aufgrund ihres Glaubensbekenntnisses nicht erwünscht oder haben geringe Chancen, wenn sie nicht EU-Bürger sind. Im Schulalltag wurde von Ausgrenzung, Benachteiligung durch Lehrkräfte oder Mobbing durch Mitschüler berichtet. Ältere Menschen hatten Probleme bei der Sonderklasseversicherung oder der Verlängerung von Krediten.

Diskriminierungen nicht stillschweigend akzeptieren

Es gebe bereits „viel zu viele Situationen, wo Menschen von Diskriminierung betroffen sind“, betonte Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Umso wichtiger sei es, dass „jeder und jede etwas dagegen tut. Wir dürfen niemals dazu übergehen, und mit dem rauer gewordenen Ton abzufinden und stillschweigend die Diskriminierungen zu akzeptieren“, appellierte die Landesrätin.

Zwei Drittel der Fälle in Graz

Wie schon in den Jahren zuvor betreffen zwei Drittel der gemeldeten Fälle den Ballungsraum Graz. „Deshalb setzen wir als Stadt auch zahlreiche Projekte in diesem Bereich um. Bildung ist in diesem Bereich ein wesentlicher Schlüssel“, hielt Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) fest. Mit den Projekten „Trialog“, „Perspektivenwechsel“ oder „Heroes“ setze man bei der Jugend an. Allerdings dürfe die Lösung der Problematik „nicht alleine an die Schulen geschoben werden. Eltern haben auch die Verantwortung, ihren Kindern Regeln mitzugeben“, forderte Hohensinner ein.