Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ im Hafen von Marseille, mit dem die französische NGO „SOS Mediterranee“ und „Medecins sans Frontieres“ (MSF – Ärzte ohne Grenzen) wieder ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer aufnehmen. (4.8.2019)
CLEMENT MAHOUDEAU / AFP / picturedesk.com
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Mittelmeer

„Ocean Viking“ bringt Migranten nach Taranto

176 im Mittelmeer gerettete Personen an Bord des Rettungsschiffes „Ocean Viking“ sind heute im süditalienischen Taranto an Land gegangen.

Die Migranten, darunter 33 Minderjährige, wurden in einem sogenannten Hotspot untergebracht. Die EU-Kommission hat sich bereits für die Umverteilung der Geretteten eingeschaltet.

Landung von Migranten auch auf Lampedusa

Die „Ocean Viking“ hatte die Migranten am Wochenende im Mittelmeer gerettet. 180 Personen, die gestern in maltesischen Gewässern von Schiffen der italienischen Küstenwache und der Polizei an Bord genommen wurden, landeten indes in der Nacht auf heute auf Lampedusa. Die Menschen befanden sich an Bord eines Schiffes, das 35 Seemeilen südlich von Lampedusa in maltesischen Gewässern in Schwierigkeiten geraten war. Wegen der schlechten Wetterlage beschloss die italienische Küstenwache die Landung der Migranten auf Lampedusa zu genehmigen.

Streit um Aufnahme und Verteilung

Die Aufnahme und Verteilung von im zentralen Mittelmeer geretteten Migranten in Europa sorgt schon seit langem für Streit. Die Innenminister von Deutschland, Frankreich, Italien und Malta hatten sich Ende September auf einen vorläufigen Verteilungsmechanismus geeinigt. Demnach sollen aus Seenot gerettete und an Land gehende Flüchtlinge künftig innerhalb von vier Wochen auf die teilnehmenden EU-Staaten verteilt werden. Dies soll eine Übergangslösung sein, bis das derzeitige Asylsystem der EU, das sogenannte Dublin-Verfahren, überarbeitet werden kann.

Suche nach Leichen vor Lampedusa

In Lampedusa wird indessen nach weiteren Opfern des Schiffsunglücks vor der italienischen Insel vor einer Woche gesucht, nachdem gesten ein Unterwasser-Roboter ein Wrack mit zwölf Leichen vor Lampedusa entdeckt hat. Tauchereinheiten der italienischen Küstenwache vermuten, dass sich weitere Leichen unweit des Wracks befinden, berichtete heute der ermittelnde Staatsanwalt Salvatore Vella laut Medienangaben. Mindestens drei Tage lang werden die Taucher im Einsatz sein müssen, um die Leichen zu bergen. „Wir haben nie aufgegeben und weiterhin unermüdlich nach den Vermissten gesucht. Unsere Tauchereinheiten haben all ihre Kompetenz und ihr Herz bei der Suche eingesetzt“, berichtete Vella.

„Keiner der Migranten hatte eine Schwimmweste an“

Zu den Leichen, die in einer Tiefe von 60 Metern gesichtet wurden, zählen auch jene einer Frau und ihres acht Monaten alten Kindes, die umarmt auf dem Meeresgrund lagen. „Keiner der Migranten hatte eine Schwimmweste an, die ihnen das Leben hätte retten können“, sagte Vella. Beim Flüchtlingsdrama vor Lampedusa am 7. Oktober waren mindestens 13 Frauen ums Leben gekommen. Das Flüchtlingsboot mit etwa 50 Personen an Bord war in der Nacht vor der Insel gekentert. 22 Überlebenden wurden gerettet und aufs Festland gebracht. Nach etwa 20 Personen wurde noch gesucht. Für die 13 verstorbenen Frauen hatte in der vergangenen Woche eine Trauerzeremonie auf Lampedusa stattgefunden.