Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) im Rahmen einer Sitzung des Nationalrates im Parlamentsausweichquartier in der Hofburg in Wien. (15. Mai 2019)
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
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ÖVP

Neubewertung des Zugangs von Asylwerbern zu Lehre

Ex-ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hat eine mögliche Neupositionierung der Volkspartei in den Fragen des Zugangs von Asylwerbern zur Lehre und Abschiebungen während der Lehre bei rechtskräftig ablehnendem Asylbescheid in Aussicht gestellt.

In Koalitionsverhandlungen mit einem neuen Partner müsse dieses Thema „neu beurteilt“ werden, sagte Schramböck im APA-Interview. Sie würde das dann „neu besprechen“, erklärte Schramböck, die in Tirol als Spitzenkandidatin der ÖVP für die Nationalratswahl fungiert und im Bund auf Platz vier kandidiert.

Lehre aber „keine Hintertür für Asyl“

Mit dem bisherigen Koalitionspartner FPÖ sei dies bekannterweise „nicht gegangen“, spielte Schramböck darauf an, dass die Freiheitlichen vehement auf die derzeitige Regelung pochten, wonach in einer Lehre befindliche, rechtskräftig abgelehnte Asylwerber abgeschoben werden müssen. Gleichzeitig dürfe die Lehre aber weiter „keine Hintertür für Asyl“ sein. „Eine Sogwirkung durch die Lehre ist nicht in meinem Interesse“, so Schramböck.

Fachkräfte aussuchen

Die ehemalige Wirtschaftsministerin warnte auch vor einer Vermischung der Themenbereiche Asyl bzw. Flucht und der von der türkis-blauen Bundesregierung auf den Weg gebrachten Reform der Rot-Weiß-Rot-Card. Ein Land müsse sich Fachkräfte aussuchen dürfen: „Da muss Europa erwachsen werden.“ Die Reform, die aufgrund der ausgerufenen Neuwahl zwar den Ministerrat aber nicht mehr das Parlament passierte, bleibe jedenfalls auf der Agenda der ÖVP und müsse umgesetzt werden. Durch die Reform soll unter anderem der Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Card für den Zuzug von Nicht-EU-Bürgern nach Österreich erleichtert werden. So würden etwa Gehaltsgrenzen gesenkt, auch müsse man vor Antragstellung nicht wie bisher schon eine Unterkunft in Österreich nachweisen.

Kritik von Ex-Innenminister Kickl

Naturgemäß wenig begeistert zeigt sich Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) von der Ansage der Ex-Wirtschaftsministerin. Die „Tiroler ÖVPlerin“ träume offen von Schwarz-Grün, kritisierte er. „Frau Schramböck will offenbar, dass eine begonnene Lehre den Rechtsstaat in der so grundsätzlichen Frage, wer in Österreich Anspruch auf Schutz hat, aushebeln kann“, meinte Kickl in einer Aussendung am Sonntag. Nur die FPÖ garantiere eine restriktive Asyl- und Migrationspolitik, stellte der jetzige FPÖ-Klubobmann denn auch fest.

Anschober will Abschiebungen sofort stoppen

Der oberösterreichische Grüne Landesrat Rudi Anschober schöpfte hingegen Hoffnung für seine Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“, mit der er seit Monaten gegen die Abschiebung integrierter Lehrlinge kämpft. Er appellierte angesichts von Schramböcks Aussagen an die Übergangsregierung und den Nationalrat, wegen negativer Asylbescheide drohende Abschiebungen von Lehrlingen sofort zu stoppen. Er will in den nächsten Tagen Gespräche mit der Bundesregierung aufnehmen.