Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ im Hafen von Marseille, mit dem die französische NGO „SOS Mediterranee“ und „Medecins sans Frontieres“ (MSF – Ärzte ohne Grenzen) wieder ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer aufnehmen. (4.8.2019)
CLEMENT MAHOUDEAU / AFP / picturedesk.com
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Mittelmeer

„Ocean Viking“ nimmt Rettung auf

Mit der „Ocean Viking“ nehmen die Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen ihre Rettungsaktionen im Mittelmeer wieder auf.

Das Schiff unter norwegischer Flagge sei gestern vom Hafen in Marseille ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen, sagte eine Sprecherin von SOS Méditerranée am Abend. Das Schiff müsste demnach bis Ende der Woche in der internationalen Rettungszone vor der libyschen Küste ankommen. Es kann rund 200 Menschen aufnehmen und ist derzeit das größte der Seenotretter im Mittelmeer.

„Aquarius“ beendete Einsatz 2018

Das seit 2016 von den beiden Organisationen gemeinsam betriebene Rettungsschiff „Aquarius“ musste 2018 seinen Einsatz nach massivem Druck aus Italien einstellen. SOS Méditerranée hat nach eigenen Angaben gleichberechtigte Geschäftsstellen in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz. ==

Hochsee-Versorgungsschiff mit Klinik

Das zentrale Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten für Menschen, die nach Europa kommen wollen. Zahlreiche Länder verweigern mittlerweile Schiffen mit Migranten und Flüchtlingen an Bord das Anlegen in ihren Häfen. Die „Ocean Viking“ ist ein Hochsee-Versorgungsschiff mit einer Klinik.

Migranten von „Alan Kurdi“ in Malta an Land gegangen

40 Migranten sind gestern Vormittag nach vier Tagen an Bord des deutschen Rettungsschiffs „Alan Kurdi“ in Malta an Land gegangen. Die Regierung in Valletta gab nach eigenen Angaben vom Samstagabend ihr Einverständnis, nachdem sich mehrere EU-Staaten zur Aufnahme der Geflüchteten bereit erklärt hatten. Ministerpräsident Joseph Muscat sprach von einem „Zeichen des guten Willens“

Abholung in internationalen Gewässern

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer zeigte sich erfreut über die Entscheidung Maltas. Die von der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye betriebene „Alan Kurdi“ durfte aber nicht anlegen, die maltesische Küstenwache holte die Menschen vielmehr in internationalen Gewässern ab und brachte sie in die Hauptstadt Valletta.

Bereitschaft einiger Staaten zur Aufnahme der Menschen

Der maltesischen Regierung zufolge hatten insbesondere die deutsche Regierung und die EU-Kommission über die Verteilung der Migranten verhandelt. In welche EU-Staaten die Migranten gebracht werden sollen, teilte Valletta nicht mit. Die portugiesische Regierung hatte am Samstag ihre Bereitschaft zur Aufnahme von fünf Migranten bekundet. Demnach boten auch Deutschland, Frankreich und Luxemburg an, einen Teil der Geflüchteten aufzunehmen. Italiens rechtsextremer Innenminister Matteo Salvini hatte dem Rettungsschiff am Donnerstag die Einfahrt in einen italienischen Hafen verwehrt.

„Beinahe wären sie alle gestorben“

„Beinahe wären sie alle gestorben. Jetzt feiern sie das Leben“, schrieb Sea-Eye am Samstagabend im Onlinedienst Twitter über die Migranten. „Mögen sie in ihrer neuen Heimat offene Arme und Herzen finden.“ Die meisten Menschen kommen aus der Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) und aus Kamerun. Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler dankte der deutschen Regierung und der EU-Kommission, die sich „unheimlich engagiert“ für eine schnelle Lösung eingesetzt hätten. „Man hat den Eindruck, dass es diese Gruppe von Staaten, die willig sind zu helfen, bereits gibt, (…) dass sich schon sowas einspielt wie ein Mechanismus“, sagte Isler. Mittlerweile werde „wieder schneller, menschlicher und barmherziger“ mit Geretteten umgegangen.

„Wichtiges Signal der Solidarität“

Seehofer erklärte, Malta habe „ein wichtiges Signal der Solidarität“ gesetzt. „Wir gehen einen weiteren Schritt in die richtige Richtung“, teilte der Minister am Sonntag mit. Die Entscheidung Maltas sei „ein hoffnungsvolles Zeichen für unseren Versuch“, im September auf Malta eine gemeinsame Vereinbarung mehrerer europäischer Staaten für die Aufnahme von Schiffbrüchigen im Mittelmeer zu erzielen. Muscat sagte, die deutsche Regierung habe Malta kontaktiert und um eine Einigung gebeten. Ihr sei bewusst gewesen, dass Malta nicht dafür zuständig sei, „aber wir empfinden es als unsere Verantwortung, zusammenzuarbeiten“, sagte der sozialdemokratische Politiker.

„Alan Kurdi“ kehrt ins Einsatzgebiet zurück

„Wir sehen es als unsere humanitäre Pflicht an, in diese Such- und Rettungszone (…) zurückzukehren“, sagte Isler gestern. Da kein anderes Rettungsschiff vor der libyschen Küsten unterwegs sei, müsste die „Alan Kurdi“ sofort wieder ausfahren. „Die Menschen, die nachts auf Gummiboote gesetzt werden, können nicht warten, bis die Politiker aus ihren Sommerferien kommen und dann endlich Lösungen finden“, so Isler.

121 Migranten an Bord von „Open Arms“

Derweil müssen weiterhin 121 Migranten an Bord des spanischen Rettungsschiffs „Open Arms“ ausharren. Das Schiff hatte die Menschen am Donnerstag und Freitag aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Drei Frauen, darunter zwei Schwangere, duften in Italien an Land gehen. Italiens Innenminister Salvini hatte dem Schiff die einfahrt verwehrt.

Spanische Häfen für Anlegen angeboten

Die „Open Arms“ befand sich gestern laut Ortungsdienst „Marine Traffic“ zwischen Lampedusa und Malta. Sowohl der katalanische Regionalpräsident Quim Torra als auch der Bürgermeister von Valencia, Joan Ribo, haben ihre Häfen für ein Anlegen angeboten. Sie forderten die spanische Regierung auf, eine entsprechende Genehmigung zu erteilen, wenn das Schiff keinen näheren oder geeigneteren Hafen finde. Die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez hatte den spanischen Seenotrettern zuletzt jedoch mit hohen Geldstrafen gedroht.