Illustration zum Thema „Pflege/Altenpflege/Krankenpflege/Soziales/Gesundheit“. (20.1.2019)
HARALD SCHNEIDER / APA / picturedesk.com
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Oberösterreich

Auch Migranten für Pflegeberufe gewinnen

Das Land Oberösterreich sucht „händeringend“ Pflegepersonal, konkret 1.600 zusätzliche Vollzeitäquivalente bis 2025, erklärte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ).

Daher wurde eine entsprechende Ausbildungsoffensive gestartet, die jetzt noch um ein Angebot speziell für Migranten erweitert wurde, teilte sie gemeinsam mit Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) heute in Linz mit.

Sechs Vorbereitungslehrgänge im Herbst

Im Herbst starten an je zwei Schulen des Diakoniewerks und der Caritas sowie an zwei Altenpflegeschulen des Landes insgesamt sechs Vorbereitungslehrgänge für rund 120 Interessenten. Die zweisemestrigen Kurse richten sich an Asylwerber, Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte, Drittstaaten-Angehörige sowie EU-Bürger. Es gehe darum, der deutschen Alltags- aber vor allem der Fachsprache so mächtig zu werden, dass nach dem Lehrgang mit der Ausbildung zu einem Pflegeberuf begonnen werden könne, erklärte Gerstorfer. Mit den Vorbereitungskursen soll für jene Anwärter nichtdeutscher Muttersprache ein „gleichberechtigter Zugang“ zu dem Beruf geschaffen werden.

Bildungsangebot den Interessenten anpassen

Um dem sich momentan abzeichnenden Pflegeengpass entgegenzutreten, verfolge das Land die Strategie, das kostenlose Bildungsangebot den Interessenten anzupassen, so die Soziallandesrätin. So werden u.a. Teilzeit-Ausbildungen forciert, ebenso das Kombi-Modell Ausbildung plus Anstellung, ein neuer Lehrgang „Junge Pflege“ direkt im Anschluss an die Pflichtschule wurde eingerichtet sowie eine verkürzte Ausbildung, um schneller in das Berufsleben einsteigen zu können. Nachdem Oberösterreich Pflegekräfte suche und Migranten einen Job, seien diese Vorbereitungskurse ein maßgeschneidertes Angebot, meinte Anschober.

Sprachvermittlung & Praxis-Einheiten

Bei der Caritas betrage der Anteil des Personals bei den Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen derzeit neun Prozent, erklärte Heike Wöckinger von der Caritas. An den Schulen des Diakoniewerkes liege der Prozentsatz von Auszubildenden mit Migrationshintergrund teilweise sogar bei 25 oder 60 Prozent, meinte die Schulleiterin für Sozialbetreuungsberufe Altenarbeit des Diakoniewerks, Susanne Kunze. In den nun beginnenden Vorbereitungskursen gebe es neben der Sprachvermittlung aber auch Praxis-Einheiten, damit die Schüler auch einen Einblick in die diversen Pflegeberufe erhalten.

800 Schüler pro Jahr notwendig

Erste positive Effekte der Ausbildungs-Offensive seien laut Gerstorfer bereits spürbar. So würden heuer die Schulen mehr als die durchschnittlich 400 bis 500 Anmeldungen registrieren. 800 neue Schüler benötige man pro Jahr, um etwa zu verhindern, dass wie aktuell in zwei neuen Pflegeheimen Trakte wegen fehlenden Pflegepersonals nicht aufsperren können. Derzeit gebe es laut Soziallandesrätin 12.800 Pflegebetten, 150 davon können nicht besetzt werden.