„Tibet befindet sich im Überlebenskampf“

Anlässlich des 60. Jahrestages des Volksaufstandes in Tibet, am 10. März 1959, hat die österreichische NGO „Save Tibet“ auf die Situation der Region aufmerksam gemacht.

„Tibet befindet sich heute in einem Überlebenskampf“, sagte der Lobsang Gyalpo, Vize-Obmann von „Save Tibet - Österreichische Gesellschaft zur Hilfe an das Tibetische Volk“ gestern während eines Vortrages in Wien.

10. März 1959

Am 10. März 1959 fand in Tibet der erste große Aufstand gegen die chinesische Besatzung statt. Bei deren Niederschlagung seien rund 86.000 Tibeter ums Leben gekommen. Der Dalai Lama musste aus Tibet fliehen.

„Vernichtung der tibetischen Kultur“

„Die chinesische Regierung führt eine gezielte Politik der Vernichtung der tibetischen Kultur“, so Gyalpo. „Durch die Massenansiedlung von Chinesen in Tibet sind die Tibeter zu einer Minderheit in ihrer eigenen Heimat geworden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das tibetische Volk und seine Kultur völlig ausgelöscht sind“, unterstrich er. Aufgrund der 60 Jahre andauernden „illegalen Besetzung und Unterdrückung Tibets“ seien bereits „annähernd eine Million Tibeter“ umgekommen. „Auch heute werden Tibeter unterdrückt, willkürlich inhaftiert, gefoltert und getötet“, berichtete Gyalpo.

Protestierende im indischen Neu Delhi anlässlich des 60. Jahrestages des tibetischen Volksaufstandes

APA/AFP/Sajjad Hussain

Protestierende im indischen Neu Delhi anlässlich des 60. Jahrestages des tibetischen Volksaufstandes

„Free Tibet“

Am Tempel des Dalai Lama in Nordindien haben gestern zahlreiche Menschen an den 60. Jahrestag des Aufstands der Tibeter gegen China erinnert. Die Anhänger des geistlichen Oberhaupts der Tibeter kamen in Dharamsala zusammen, um zusammen zu singen und zu beten. Sie schwenkten tibetische Flaggen und malten sich die tibetischen Farben und den Slogan „Free Tibet“ auf die Gesichter.

Dalai Lama nicht teilgenommen

Der Dalai Lama selbst nahm nicht an den Feierlichkeiten teil, dafür aber Vertreter der tibetischen Exilregierung und Besucher aus dem Ausland. Tibeter in traditioneller Tracht sangen und tanzten für die Gäste, unter denen nach Angaben der Veranstalter auch Parlamentarier aus zehn Ländern waren. Mit einer Schweigeminute wurde der Toten des Aufstands gedacht.

„Tibet gehört den Tibetern“

„Tibet gehört den Tibetern“, sagte der Präsident der tibetischen Exilregierung, Lobsang Sangay, bei einer Kundgebung. „Sechzig Jahre Besatzung Tibets und Unterdrückung der Tibeter sind zu lang.“ Die Tibeter in Tibet klagen über eine politische und religiöse Unterdrückung. Peking macht hingegen geltend, den Tibetern weitgehende politische Freiheiten zu gewähren und sie vom Wirtschaftswachstum des Landes profitieren zu lassen. Lobsang Sangay forderte China zu Gesprächen auf. Wenn Peking „ernsthaft“ daran glaube, „dass Zusammenarbeit mehr Frieden bringen kann“, solle es den Dialog mit Gesandten des Dalai Lama wiederaufnehmen.

Demonstration von Exiltibetern anlässlich des 60. Jahrestages des Volksaufstands gegen China in Tibet, am 10. März 1959, im indischen Chennai

APA/AFP/Arun Sankar

Demonstration von Exiltibetern anlässlich des 60. Jahrestages des Volksaufstands gegen China in Tibet im indischen Chennai

„Dach der Welt“

Tibet liegt auf einem zwischen 3.600 und 5.200 Meter hohen Plateau und wird deshalb auch „Dach der Welt“ genannt. Vom 15. Jahrhundert an entwickelte sich das buddhistische Königreich zu einem Mönchsstaat mit dem Dalai Lama als Oberhaupt und Lhasa als Hauptstadt, der später zeitweise unter chinesischen Einfluss geriet. Nach einer Periode faktischer Unabhängigkeit Tibets marschierte 1950 das kommunistische China militärisch dort ein.

Einsatz mit friedlichen Mitteln für die Kultur

Weil die Tibeter die Entführung ihres Anführers befürchteten, entbrannte am 10. März 1959 ein großer Aufstand, in dessen Verlauf der heute 83 Jahre alte Dalai Lama mit seinen Gefolgsleuten ins indische Exil flüchtete. Von dort aus wirkt er seither mit friedlichen Mitteln für die Kultur seiner Heimat. Peking erklärte Tibet 1965 zur Autonomen Region der Volksrepublik. Weit über 100 Tibeter haben sich in den vergangenen Jahren selbst angezündet, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren.

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