Unesco verurteilt antisemitischen Karnevalswagen

Die Unesco hat einen belgischen Karnevalswagen als „rassistisch und antisemitisch“ verurteilt. Der Motivwagen im flämischen Aalst nordwestlich von Brüssel habe „unanständige Karikaturen“ von Juden gezeigt.

So äußerte sich die Unesco heute in Paris. Zu sehen waren zwei bärtige Figuren mit Hakennase, Schläfenlocken und Hüten orthodoxer Juden vor Geldsäcken und einem Geldschrank.

Karneval als immaterielles Kulturerbe

Die Unesco rief die belgischen Behörden auf, zu den „Verstößen“ beim Karneval von Aalst Stellung zu nehmen, den die UN-Organisation seit 2010 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit zählt. „Der satirische Geist des Aalster Karnevals und die freie Meinungsäußerung decken eine solche Darstellung des Hasses nicht“, betonte der stellvertretende Unesco-Generaldirektor für Kultur, Ernesto Ottone Ramirez.

Bürgermeister verteidigt Darstellung

Nach einem Bericht des belgischen Rundfunksenders BRF wollten die Karnevalisten mit dem Motivwagen die steigenden Preise aufs Korn nehmen. Der Bürgermeister von Aalst, Christoph D’Haese, verteidigte heute die Darstellung in der Zeitung „De Standaard“. Er sei „gegen jede Art von Zensur“ bei der Parade, die für ihre Überzeichnungen bekannt sei, sagte er.

Welterbestatus überprüfen

Der Präsident der belgischen Liga gegen Antisemitismus, Joël Rubinfeld, sagte der Nachrichtenagentur AFP, in Aalst seien auch Kinder mit dem alten Klischee des geldgierigen und mächtigen Juden konfrontiert worden. Die Unesco müsse den Welterbestatus des Karnevals überprüfen.

Darstellung „undenkbar“

Ein Sprecher der EU-Kommission hatte gestern Antisemitismus verurteilt und erklärt, eine solche Darstellung sei rund 70 Jahre nach dem Holocaust „undenkbar“.

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