Mehr Mittel für längerfristigen Opferschutz

Mehr finanzielle Mittel, um von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern einen längerfristigen Schutz zu ermöglichen, hat Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt, heute bei einer Pressekonferenz gefordert.

Anlässlich des Frauentages sowie ihres 20-jährigen Bestehens veranstaltet die Interventionsstelle morgen und Mittwoch eine Fachtagung zu Gewaltprävention.

„Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“

Im Fokus der Konferenz, die im Rahmen des parlamentarischen Dialogs „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ im Parlament stattfindet, stehe die Frage, wie der Schutz und die Unterstützung für Frauen und auch Kinder verbessert werden kann, sagte die Zweite Nationalratspräsidentin und Mitveranstalterin, Doris Bures. Geladen sind internationale Fachleute sowie Vertreter und Vertreterinnen der Polizei, von NGOs und allen Parlamentsparteien, kündigte Bures heute an. So werden etwa die UNO-Sonderberichterstatterin Dubravka Šimonović, die Leiterin der Abteilung für Menschenrechte im Europarat, Daniele Cangemi und Therese Murphy vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen erwartet.

„Kurzfristige Krisenhilfe“

Die Mitarbeiterinnen der Interventions- und Gewaltschutzstellen, die auf das Gewaltschutzgesetz aus dem Jahr 1997 zurückgehen und mittlerweile in jedem Bundesland installiert sind, seien stets die ersten, die Frauen und Kindern im Bedarfsfall zur Seite stehen, meinte Bures. In der Wiener Interventionsstelle seien seit ihrer Einrichtung im Jahr 1998 rund 88.000 Gewaltbetroffene beraten und unterstützt worden, führte Logar aus. Im vergangenen Jahr sei man mit 5.800 Fällen befasst gewesen - darunter schwere und wiederholte Gewalt, Morde und Mordversuche. Leider könne aber nur „kurzfristige Krisenhilfe“ geleistet werden - für jede Klientin stünden pro Jahr nur fünfeinhalb Stunden an Betreuungszeit zur Verfügung. Weil sich Gewalt fortsetze, brauche es für die Opfer aber mittel- und längerfristige Unterstützung und daher auch mehr finanzielle und personelle Unterstützung. Auch für gewaltbetroffene Kinder sei daher noch zu wenig Betreuungsleistung möglich. Diese sei aber notwendig, um Retraumatisierungen zu verhindern und letztlich die Gewaltspirale zu durchbrechen.

„Besorgniserregenden Rückgang“ der polizeilichen Betretungsverbote

Zudem habe es im Jahr 2018 in Wien einen „besorgniserregenden Rückgang“ der polizeilichen Betretungsverbote um 298 Fälle (13 Prozent) gegeben. Der Grund sei unklar, es müsse aber davon ausgegangen werden, dass dies nicht auf einen Rückgang der Gewalt zurückzuführen sei, hielt Logar fest. „Wir müssen erst ergründen, warum. Möglicherweise haben die Frauen Existenzängste.“

Problem der geringen Anzeigequote

„Für alle Experten ist klar, das größte Problem ist die geringe Anzeigequote, nur jede zehnte Frau erstattet Anzeige,“ betonte Bures. Die Dunkelziffer und die Einstellungsquote müssten gesenkt werden. „Es geht nicht um ein einseitiges Paket, das sozusagen vom Polizeiministerium ausgearbeitet wird“, meinte Bures hinsichtlich des Gewaltschutz-Maßnahmenpakets der Regierung. „Wir haben ein Frauenministerium, das dafür zuständig ist, und ein Justizministerium.“ Dringend notwendig zur Verbesserung der Situation sei außerdem die von der Regierung „lange versprochene Unterhaltsgarantie für Alleinerziehende“, damit Existenzsicherung gewährleistet sei. Eine wichtige Rolle bei der Unterstützung gewaltbetroffener Frauen spiele das AMS, hob Logar hervor: „Es ist sehr wichtig, dass die Maßnahmen für Frauenförderung im AMS nicht gestrichen werden.“

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