Tauziehen um „Aquarius 2“ im Mittelmeer

Im Tauziehen um das Rettungsschiff „Aquarius 2“, mit 58 Migranten an Bord, im Mittelmeer greift die Pariser Regierung Italien an.

„Wir sagen Italien noch einmal, dass das Schließen seiner Häfen für Menschen in Not gegen Recht und Menschlichkeit verstößt“, sagte Europaministerin Nathalie Loiseau heute dem Radiosender Sud Radio.

Menschen sollen nach Marseille gebracht werden

Auf die Frage, wo der nächste sichere Hafen für die „Aquarius“ liege, antwortete die Ressortchefin: „Das wissen wir alle: Das ist Italien oder Malta.“ Die „Aquarius“ will hingegen die in den vergangenen Tagen auf dem Mittelmeer an Bord genommenen Migranten ins südfranzösische Marseille bringen. Die Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen (MSF) hatte die französischen Behörden gestern gebeten, die 58 Geretteten dort von Bord gehen zu lassen.

Marseille „nicht der nächstgelegene Hafen“

Der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux reagierte sehr zurückhaltend auf das Ansinnen: Das Schiff solle einen Hafen anlaufen, der am nächsten gelegen und am sichersten sei. „Marseille ist derzeit nicht der nächstgelegene Hafen“, sagte Umweltstaatssekretär Sebastien Lecornu heute dem Radionachrichtensender Franceinfo. Die Regierung arbeite daran, in den nächsten Tagen und Stunden eine Lösung zu finden.

Der italienische Innenminister Matteo Salvini verfolgt seit Antritt der neuen Regierung in Rom im Juni eine Null-Toleranz-Politik gegen Migranten, die mit Booten versuchen, Italiens Küsten zu erreichen.

Warnung vor schlechtem Wetter

Die Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnen inzwischen vor schlechten Wetterbedingungen. Gerechnet wird mit fünf Meter hohen Wellen. „Die Wetterbedingungen verschlechtern sich. Daher ist es von wesentlicher Bedeutung, einen sicheren Hafen für die Migranten zu finden“, so ein Retter an Bord der „Aquarius 2“ in einer per Twitter verbreiteten Videobotschaft. Der Retter kritisierte, dass sich die italienische Küstenwache geweigert habe, die Flüchtenden an Bord zu nehmen.

Verlust der Flagge würde Schiff lahmlegen

Zusätzliche Probleme hat die „Aquarius 2“, nachdem Panama am Wochenende angekündigt hatte, dem Hilfsschiff die Flagge zu entziehen. Ihr Verlust würde das Schiff de facto lahmlegen. „Panama will uns unter italienischem Druck die Flagge entziehen. Man beschuldigt uns, die geretteten Migranten nicht den Libyern übergeben zu haben. So hätten wir aber die Hamburger und die Genfer Konvention verletzt. Die Wahrheit ist ganz anders“, hieß es in Twitter-Videobotschaft.

Panama entzieht Rettungsschiff „Aquarius“ die Flagge