Gedenkstein für Wehrmachts-Deserteure beschmiert
Das 2014 durchaus auch gegen Widerstände im Ort errichtete Denkmal erinnert an 14 Opfer der Nationalsozialisten, die am 2. Juli 1944 bei einer Menschenjagd eines SS-Todesschwadron erschossen oder später in Konzentrationslagern umgebracht wurden.
Möglicher Zusammenhang mit Buchpräsentation
Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet und bittet um sachdienliche Hinweise. Auch der Verfassungsschutz beschäftigt sich mittlerweile mit der Causa. Die Höhe des Schadens ist derzeit noch nicht bekannt. Wie der frühere Grünpolitiker Cyriak Schwaighofer - er ist Obmann des Kulturvereins Schloss Goldegg - zur APA sagte, könnte die Tat mit der Präsentation eines neuen Buches in wenigen Tagen zusammenhängen. Der Heimatroman „Schwedenreiter“ der Autorin Hanna Sukare basiert auf den Ereignissen von damals. Erst am vergangenen Freitag habe sich ein „ORF Salzburg“-Bericht mit dem Buch und den Geschehnissen von 1944 beschäftigt.
Anschlag reiße alte Wunden wieder auf
„Ich glaube, dass es sich hier um eine feige Aktion junger Nazis gehandelt hat, die den Fernsehbeitrag zum Anlass genommen haben, den Stein zu beschmieren“, vermutet Schwaighofer. „Den Rechten ist das Denkmal ohnehin ein Dorn im Auge.“ Auch die Autorin des Buches meldete sich heute mit einem Statement zu Wort. „Penibel hat der Täter jeden einzelnen Opfernamen unkenntlich gemacht, als verübe er seine Untat gemäß der Tradition des Nationalsozialismus: Die Namen der Opfer auslöschen“, schreibt Sukare. Der Anschlag reiße alte Wunden wieder auf. „Ich hoffe, die Gemeinde nimmt diese schockierende Untat zum Anlass, sich ein für alle Mal zu ihren Kriegsdienstverweigerern und deren Unterstützerinnen zu bekennen.“
Diskussionen im Vorfeld der Denkmalerrichtung
Noch in der 2008 erschienenen Ortschronik wurden die Wehrmachtsdeserteure als „gefährliche Landplage“ bezeichnet. Zugleich hatte die Errichtung des Denkmals in Goldegg im Vorfeld für erhebliche Diskussionen gesorgt - auch weil Bürger der Ansicht waren, die Deserteure hätten durch ihr Verhalten die Suchaktion von mehr als 1.000 Mann der SS und Gestapo provoziert und dadurch das ganze Dorf in Gefahr gebracht.
Bürgermeister verurteilt Tat
„Man darf jetzt aus Goldegg kein Nazi-Dorf machen“, betonte Schwaighofer. „Die fraglichen Kapitel der Ortschronik werden derzeit neu und differenzierter verfasst.“ Auch Bürgermeister Johann Fleißner (ÖVP) verurteilte im APA-Gespräch die Tat scharf. „Es ist schon erstaunlich, dass so etwas in unserem netten, friedlichen Ort passieren kann.“ Die Gemeinde wolle nun in Abstimmung mit dem Eigentümer des Gedenksteins und des Künstlers daran gehen, den Stein rasch wieder zu reinigen.