„Teach for Austria“ startet 2018 auch in Oberösterreich

Seit fünf Jahren unterrichten junge Uni-Absolventen im Rahmen der Initiative „Teach for Austria“ für zwei Jahre an Brennpunktschulen. Fast 90 „Fellows“ sind derzeit in Wien und Niederösterreich im Einsatz.

Das Ziel, durch ihren Einsatz weniger privilegierten Schülern neue Bildungsperspektiven zu eröffnen, sieht Geschäftsführer Walter Emberger erreicht. 2018 will man in Oberösterreich starten.

Nachteile ausgleichen

Das Konzept, mit dem der gemeinnützige Verein im Schuljahr 2012/13 in Österreich gestartet ist, wurde international bereits mehrfach erprobt. Ausgehend von den USA gibt es seit 1990 in mehr als 20 Ländern ähnliche Initiativen. Da auch in Österreich der Bildungserfolg bekanntlich stark abhängig von Einkommen, Bildung und Engagement der Eltern ist, möchte „Teach for Austria“ die Nachteile, die bei sozioökonomisch schlechter gestellten Schülern bestehen, möglichst ausgleichen.

„Teach for Austria“ wird zu drei Viertel von Spenden von zahlreichen Unternehmen, wie u.a. der Heinzel Group, Mondi oder Miba sowie von Stiftungen der Firmen Berndorf, Swarovski oder Umdasch finanziert. Das restliche Viertel kommt vonseiten der öffentlichen Hand.

10 neue Fellows in Wels und Linz

Dazu werden herausragende Hochschulabsolventen verschiedenster Fachrichtungen im Sommer intensiv pädagogisch ausgebildet und dann als zusätzliche Pädagogen an ausgesuchte Schwerpunktschulen geschickt. Beginnend mit den ersten 24 „Fellows“, die 2012 an die Schulen kamen, habe man auch in Österreich „den Wahrheitsbeweis“ antreten können, dass das Konzept funktioniert, sagte Emberger zur APA. Zehn neue Fellows sollen im Herbst 2018 an Schulen in Wels und Linz beginnen.

Groß Nachfrage seitens der Schulen

Den Kontakt zu den in Ballungsgebieten liegenden NMS und Polytechnischen Schulen hält man vor allem über die Stadt- oder Landesschulräte, über die die Absolventen auch mittels Sonderverträgen angestellt sind. Seitens der Politik erfahre man mittlerweile viel Unterstützung, seitens der Schulen sei die Nachfrage groß.

„Die Hälfte unterrichtet also weiter“

Neben den aktuellen Fellows sind an den Schulen auch noch rund die Hälfte jener Jungpädagogen als „Alumni“ tätig, die ihre zwei Jahre bereits geleistet haben. „Die Hälfte unterrichtet also weiter“, so der Geschäftsführer, der sich derzeit darum bemüht, dass die Ausbildung seitens des Vereins auch formal zum Quereinstieg an Schulen befähigt. Die Offenheit gegenüber neuen Einstiegs- und Karrierewegen für Pädagogen und neuen schulischen Themen, die Veränderungen in der Gesellschaft und neue Technologien mit sich bringen, sei im gesamten Schulsystem in den vergangenen Jahren jedenfalls gestiegen, konstatiert Emberger anlässlich des kürzlich begangenen Jubiläums.

Kein Belastungstest mehr notwendig

Die Jungakademiker, deren Studienhintergründe laut der Website des Vereins von Molekularbiologie und Quantenphysik über Volkswirtschaft oder Betriebswirtschaftslehre bis zu Politikwissenschaften und Operngesang reichen, durchleben an den Schulen jedenfalls einiges. Emberger: „Wir hören sehr oft, dass das die zwei härtesten Jahre ihres Lebens waren. Im Nebensatz kommt aber immer gleich, dass es die zwei Jahre waren, die ihnen am meisten gebracht haben. Jemand, der das gemacht hat, braucht keinen Belastungstest mehr, kann sich vor eine Gruppe hinstellen, die nicht immer freundlich gesinnt ist, und dort deutlich kommunizieren“.

Mehr Absolventen mit Migrationshintergrund

Der Andrang seitens potenzieller Neo-Pädagogen sei jedenfalls seit Beginn groß. Im Schnitt nur jeder 15. Bewerber wird genommen. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, den Anteil an Absolventen mit Migrationshintergrund zu steigern, so Emberger.

„Lebenspfade verändert und Horizonte erweitert“

Allen gemein sei auch, dass „sie in den zwei Jahren bei den Kindern unglaublich viel bewegt haben“, so der Geschäftsführer: „Man sieht, wie hier Lebenspfade verändert und Horizonte erweitert werden“. Kinder und Jugendliche aus vielfach überforderten Familien, die am Beginn eines Schuljahres sagen, dass sie „AMS-Kunden“ oder „Arnautovic II“ werden, hätten dann plötzlich oft konkrete und überraschend realistische Ziele.

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