EU muss Klimawandel bekämpfen

Zahlreiche Studien zeigen: Klimawandel ist unzertrennlich mit Migration verbunden. Trotzdem werde diese Tatsache in der Diskussion um Migrationspolitik oft ausgespart.

„Niemand scheint sich darum zu kümmern“, kritisierte der nigerianische Innenminister Abdulrahman Dambazau im Gespräch mit der APA. „Die EU muss sich dieses Themas annehmen“, forderte er.

Knappe Ressourcen als „Hauptmotor für Migration“

„In Nigeria erleben wir starke Verwüstung und Erosion. Nutzbarer Boden wird knapper, die Wasserversorgung ist eingeschränkt. Und wir alle wissen, knappe Ressourcen sind der Hauptmotor für Migration“, erklärte der Minister am Rande der vom International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) organisierten Wiener Migrationskonferenz.

Starke Verbindung zwischen Klimawandel und Migration

Unzureichende Ressourcen führten aber auch zu Konflikten - Konflikten um Land und Ressourcen selbst, dies wiederum habe Abwanderung zur Folge, so Dambazau. „Es gibt eine sehr starke Verbindung zwischen Klimawandel und Migration. Wenn sie vielleicht anderswo nicht existiert, in Afrika tut sie das in jedem Fall. Es ist sehr, sehr wichtig, dass die Leute das verstehen“, appellierte er. Die EU müsse ihre Aufmerksamkeit endlich auf diese Tatsache fokussieren und entsprechend handeln.

"Afrika ist ein Opfer des Klimawandels

Auch seine Regierung lote Maßnahmen aus, um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Klar sei aber auch: „Afrika ist ein Opfer des Klimawandels, es ist nicht der Verursacher“, betonte der Nigerianer, der seit November 2015 als Innenminister fungiert.

Migrationspartnerschaften wichtig

Ob es trotz dieser und anderer Schieflagen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika geben könne, um Migration zu „managen“ - so wie die EU vor rund einem Jahr propagierte? „Ich bin mir nicht sicher, ob es eine ausgeglichene, gleichberechtigte Situation ist. Aber gleichzeitig glaube ich auch, dass kein Land, keine Nation, keine Organisation dieses Thema alleine bewältigen kann. Deshalb sind Migrationspartnerschaften so wichtig“, hielt Dambazau fest. Jedenfalls handle es sich um eine Partnerschaft mit „beiderseitigem Gewinn“, auch wenn Europa beispielsweise in punkto Technologie oder Grenzschutz fortschrittlicher sei.

Nigerianische Frauen landen in der Prostitution

Während Europa meist über die sogenannten Push-Faktoren der Migration diskutiert - also Umstände im Herkunftsland, die den Migrationsdruck entstehen lassen - solle auch über Pull-Faktoren (anziehende Faktoren) nachgedacht werden, regte Dambazau an. „Warum sind manche Länder zum Beispiel für Schleppernetzwerke so attraktiv? Ist es dort vielleicht einfacher für junge Frauen, in die Prostitution zu gehen, als in anderen Ländern?“, gab der Minister zu bedenken. Aus Afrika, vor allem aber aus dem bevölkerungsreichen Nigeria werden jährlich tausende Frauen mit Hilfe von Menschenhändlern nach Europa gebracht, wo die Nachfrage auf dem Prostitutionsmarkt steigt. Oft leben sie unter sklavenähnlichen Zuständen.

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