Von 15. bis 24. September bestimmen Menschen an gesellschaftlichen Rändern das Festivalgeschehen. Man „möchte Gehör für ihre Anliegen schärfen und die Praxis der Wohlhabenden, der auf die Butterseite Gefallenen hinterfragen“, so die Künstlerin Jelena Micić, seit 2022 künstlerische Leiterin und Kuratorin der „Wienwoche“.
Das Festival, das in seiner zwölften Ausgabe unter dem Motto „It’s Getting Cold in Here“ steht, will „die angestaute Wut in den Randzonen der Gesellschaft, unter den Diskriminierten und Ausgeschlossenen in kreative Energie verwandeln“, betonte Co-Kuratorin Denise Palmieri. Aus 170 eingereichten Projekten wurden zehn ausgewählt, die Ausstellungen, Konzerte, Filmvorführungen, Performances, Interventionen und Party umfassen.

Museum der Migration
So wird etwa das MUSMIG – das Museum der Migration – in der Aula der Akademie der Bildenden Künste seine Pforten öffnen. Das Projekt kuratiert von Elena Messner, Ljubomir Bratić und Gabriela Urrutia Reyes wirft wesentliche Fragen über die Position eines Museums auf, das die Geschichte der Migration in Wien anschaulich machen will. Über dreißig Menschen aus Kunst, Wissenschaft und Aktivismus positionieren sich zur langjährigen Debatte über eine nachhaltige Gestaltung des Museums.
Mit diesem Projekt schließe sich „eine schmerzliche Leerstelle des institutionellen Museumsbetriebs in der Kulturhauptstadt Wien“, wird betont. Allerdings fehlt noch eine Direktorin bzw. ein Direktor – Empfehlungen nehme das Kuratorinnen-Team vor Ort entgegen. Bei einem hochkarätigen Podium soll unter dem Titel „Wer hat Angst vor dem Museum der Migration?“ die Frage nach einem fehlenden realen Museum debattiert werden.

Wienwoche
Festival von Freitag, dem 15. bis Sonntag, dem 24. September 2023, an unterschiedlichen Locations in Wien, freie Eintritt
Festivaleröffnung: Freitag, 15. September 2023, ab 18.00 Uhr, Rahlstiege, 1060 Wien
Sulyap
Die philippinisch-wienerische Künstlerin Chelsea Amada präsentiert ihr Projekt „Sulyap“, mit dem sie einen Blick auf die Verschränkung von Migration und Arbeit wirft. In einem Panel Talk sowie einem Hybridformat aus Installation, Kurzfilm-Screening und Ausstellung soll Bewusstsein für das kulturelle Erbe der philippinischen Arbeitskräfte im Gesundheitswesen geschaffen werden.
In Zusammenarbeit mit einer kollaborativen Plattform der türkisch-wienerischen Filmschaffenden Eyeofbrc entsteht ein „Themenraum“, der zur Auseinandersetzung mit Fragen der Diaspora, des Arbeitsexports, der Kolonialgeschichte und mit persönlichen Erfahrungen einlädt. Dabei soll die besondere Rolle philippinischer Frauen in ihren Gemeinden aufgegriffen und ein Raum für die Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur für philippinische Jugendliche geschaffen werden.
VHZ 1896 – Legacies Of The Healing
Auf der Jesuitenwiese im Prater richtet sich die Performance „Legacies Of The Healing“ unter den panafrikanischen Farben der Black Liberation Flag gegen das Vergessen „einer rassistischen und menschenfeindlichen Geschichte“. Performative Heilungsrituale gehen auf Wunden, verursacht durch die koloniale Vergangenheit Österreichs, ein. Konkret geht es im Projekt von Patrick Bongola um die Ausstellung von Menschen im Wiener Prater im späten 19. Jahrhundert.
Gewächshaus – Our Own Stories on Our Own Terms
Anouk Shad und Weina Zhao kuratieren mit ihrem Projekt „Gewächshaus – Our Own Stories on Our Own Terms“ ein Programm rund um das Thema Scham. Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Thema Heimat und der Frage, was es bedeutet, als BPoC – Black and People of Color -in Österreich zu Hause zu sein. Es werden mit einer Schreibwerkstatt und in einer Kurzfilmvorführung Räume erkundet, die traditionell der „weißen“ Freizeitgestaltung vorbehalten sind.

Weitere Projekte
Des weiteren beschäftigt sich das Projekt Au-Pair Repair aus lateinamerikanischer Perspektive mit Au-pair-Arbeit in Österreich und Senior Artist der IG Bildende Kunst mit Kunst und Alter. Image will die Besucherinnen und Besucher aus der Komfortzone holen, indem das Festival der „Wienwoche“ auf jenes der „Vienna Design Week“ trifft und mit der Party It’s So Heating wird eine „queere und BIPoC-zentrierte, fürsorgliche, klimafreundliche – und sehr erotische Partyumgebung“ angekündigt. Schließlich lädt das Projekt Give Way, Darling, Give Way! Frauen, intersexuelle, nicht-binäre, trans und Agender zu einer antipatriarchale Skating-Ausfahrt ein.