Serviert bekommt man dadurch nicht nur, wie Migrantinnen und Migranten Österreich erklärt bekommen, sondern auch, wie das Land und die Wienerinnen und Wiener auf den ersten Blick wirken. Der Streifen – produziert von Mischief Films und der Electric Shadows Laufbilderzeugungsanstalt – ist ab 10. März im Kino zu sehen.
Kurse als Ort des Geschehens
Fürhapter besuchte eine Vielzahl an verschiedenen Veranstaltungen, die meist selbst von Migrantinnen und Migranten – deren Ankunft aber schon eine Weile her ist – in deren Muttersprache geleitet werden. An Menschen aus Ägypten, Irak, Iran, Russland, Afghanistan, der Türkei, China oder auch Deutschland richtet sich das Angebot. Dabei ist die Themenpalette sehr breit. Ernste Angelegenheiten wie Rassismus, Gewalt an Frauen oder auch der beschwerliche Berufseinstieg treffen auf die hierzulande übliche Vorgehensweise beim Besuch eines öffentlichen WCs, Begrüßungsrituale und die Frage, ob es normal ist, in Anwesenheit anderer zu rülpsen oder sich zu schnäuzen.

Mitunter Skurrilitäten
Auch für Skurrilitäten ist während der 90 Minuten Laufzeit gesorgt: etwa der Rat eines Mannes an Kopftuchträgerinnen, doch eine Österreichfahne als Hijab zu tragen, um ablehnendem bis feindseligem Verhalten auf der Straße zu begegnen. So mancher Deutscher erachtet es wiederum als frustrierend, in Österreich kein klares „Nein“ zu bekommen, und eine Kursleiterin bezeichnet die Gedanken der Österreicherinnen und Österreicher mit Verweis auf Sigmund Freud als „sehr verworren“. Zum Nachdenken regt dagegen die Brandrede einer Frau gegen das Patriarchat an. Sie hat es sichtlich satt, unterdrückt zu werden und erhofft sich in Mitteleuropa ein freieres Leben.
„Zusammenleben“ von Thomas Fürhapter
ab Freitag, 10. März 2023, in auserwählten Kinos in Wien
Der Mensch im Mittelpunkt
Fürhapter bewertet das Geschehen dabei nicht, macht auch den jeweiligen Status der Menschen nicht sichtbar. Die Kamera hält den Großteil der Zeit auf die Gesichter der Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen (Flucht, Liebe, Beruf) nach Österreich kamen. Auf ihnen zeigt sich Wissbegier, Neugierde, Belustigung, Skepsis und auch Langeweile. Nur selten steht bei Fürhapter nicht der Mensch im Mittelpunkt, wenn die Kamera durch die Gänge der Kursgebäude gleitet. Damit fällt die Umsetzung seiner Idee maximal einfach aus und wirkt beinahe etwas minimalistisch für die große Kinoleinwand. Nichts lenkt vom Gesagten ab. Und das ist auch nicht nötig, sind doch kulturelle Unterschiede und der Versuch, zueinander zu finden, spannend und aufregend genug.