Südslawisches Wien von Miranda Jakiša und Katharina Tyran (Hg.), Böhlau Verlag
Böhlau Verlag
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Neuerscheinung

Das Südslawische in Wien

Zur mehr Sichtbarkeit und Präsenz des Südslawischen in der Bundeshauptstadt Wien will der Sammelband „Südslawisches Wien“, herausgegeben von den beiden Slawistinnen Miranda Jakiša und Katharina Tyran, beitragen.

Im Fokus des Sammelbandes stehen zusammenschauend die Wiener südslawische Gegenwart und alle Schauplätze, an denen südslawische Sprachen, Kulturen und Menschen in Wien heute sichtbar werden, heißt es zum Buch. Sprachen, Kulturen und künstlerischen Ausdrucksformen von Menschen mit Biografien in Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Serbien, Slowenien, Bulgarien und Nordmazedonien werden dabei in Betracht gezogen genauso wie auch die autochthone kroatische und slowenische Bevölkerung Österreichs, die in Wien ihre eigenen kulturellen Strukturen aufgebaut hat. Und immerhin soll jede bzw. jeder Zehnte in Wien eine Südslawin bzw. ein Südslawe sein.

„Südslawisches Wien“ von Miranda Jakiša & Katharina Tyran (Hg.)
Böhlau Verlag

Miranda Jakiša und Katharina Tyran (Hg.): Südslawisches Wien. Zur Sichtbarkeit und Präsenz südslawischer Sprachen und Kulturen in Wien der Gegenwart, Böhlau Verlag Wien, 2022, 359 Seiten, 39,00 Euro, ISBN: 978-3-205-21572-1

Sammelband

„Südslawischen Wien“ ist aber nicht nur eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern so vieles mehr. Die Herausgeberinnen haben darauf geachtet, dass die von den 20 Autorinnen und Autoren verfassten Artikel auch für die Durchschnittsleserinnen und -leser genießbar bleiben. Und das ist es auch: Ein Genuss, wenn man etwa in die Welt der „knjižara“, der Buchhandlung „Mi“ in der Wiener Burggasse eintaucht und Miroslaw Prostojević, den Inhaber nach Seite 160 schätzen gelernt hat.

Reichtum des diversen Wien

Der Artikel „Keep it Jugo, do it Švabo“ ist eine kleine Kulturgeschichte des Wiener „Tschuschen-Raps“ von Miranda Jakiša. Im Sammelband lernt man aber auch südslawische Theatermacherinnen und -macher, Autorinnen und Autoren kennen. Ein Kapitel widmet sich dann auch dem Wiener Kroatenball, und die Leserinnen und Leser erfahren, wo in Wien sich die Südslawinnen und Südslawen sonst noch so treffen. Katharina Tyran macht nachvollziehbar, wo sich die Menschen mit einer südslawischen Biografie in die linguistische Landschaft Wiens eingeschrieben haben. Die literarische Reise von den einzelnen Communitys der ehemaligen jugoslawischen Länder über die bulgarische bis zur nordmazedonischen ist in jedem Fall eine unterhaltsame balkanische Wanderung durch Wien, die auch Ausgrenzung, Rassismus und Entrechtung aufarbeitet. Eines ist garantiert: Die Leserinnen und Leser werden die Stadt nach der Lektüre mit neuen Augen betrachten und so manchen Wortfetzen im Vorbeigehen als Reichtum des diversen Wien zu schätzen wissen.

Über die Herausgeberinnen

Die beiden Herausgeberinnen arbeiten als Wissenschaftlerinnen am Institut für Slawistik der Universität Wien. Miranda Jakiša ist Professorin für südslawische Literatur- und Kulturwissenschaft und forscht vor allem unter dem Begriff der „Post-Jugoslawistik“. Die Burgenlandkroatin Katharina Tyran ist Universitätsassistentin für slawische Philologie und forscht zu Minderheitensprachen und deren Sichtbarkeit.