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Der neue Botschafter Tschechiens in Österreich | Im Gespräch mit Dr. Jiří Šitler

Unser heutiger Gast ist Dr. Jiří Šitler, der am 9. September 2022 Dr. Ivana Červenková auf den Posten des Botschafters der Tschechischen Republik in Österreich ersetzt hat. Wir trafen ihn in der Tschechischen Botschaft in Penzing und unterhielten uns mit ihm für Radio Dráťák über seine Arbeit, die tschechischen Volksgruppe in Österreich, österreichisch-tschechischen Beziehungen und aktuelle politischen Themen.

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12.9.2022 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream |
94,7 MHz in Wien

Dr. Šitler ist nicht nur Diplomat, sondern auch Historiker mit einem beeindruckendem Lebenslauf. Er arbeitete in der präsidialen Kanzlei unter Václav Havel, später im Außenministerium und war als Botschafter der Tschechischen Republik in Thailand, Rumänien und Schweden im Dienst. Er war auch als Sonderdiplomat für Fragen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg bei den Verhandlungen mit Deutschland und Österreich über die Entschädigung für Zwangsarbeit und weiteres nationalsozialistisches Unrecht tätig.

Wie er seine Arbeit als Botschafter beschreibt? „Es ist Aufgabe der Botschaft, und somit auch des Botschafters, Kontakte mit der österreichischen Regierung, mit österreichischen Ministerien und mit den österreichischen Bundesländern zu pflegen, andererseits aber auch, sich um tschechische Staatsbürger und die tschechische Volksgruppe in Österreich zu kümmern.“

dr jiri sitler
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An der Arbeit in Österreich ist für ihn vor allem die kulturelle und geographische Nähe beider Staaten bezeichnend. Die Nachbarschaft bedeutete viel engere gegenseitige Beziehungen, als bei seinen Posten in Thailand, Rumänien oder Schweden der Fall war, wo er zuvor als Botschafter stationiert war. Außerdem habe Österreich von allen Ländern, in denen er tätig war, die größte tschechische Volksgruppe im Ausland. Die Unterstützung der Landsleute im Ausland ist sowohl für den Botschafter wie auch für die Tschechische Republik selbst wichtig.

„Also ich denke, dass die Tschechische Republik sich immer der Bedeutung der tschechischen Community in Österreich bewusst war, und wir sie immer unterstützt haben, ob moralisch oder finanziell. Selbstverständlich wird sich während meiner Amtszeit nichts daran ändern und ich freue mich bereits auf die Treffen mit unseren Landsleuten. Ich hatte bereits die Möglichkeit, mich mit einigen zu treffen und einige Veranstaltungen zu besuchen. Ich besuchte die Komensky-Schule, die Ausstellung zum Jubiläum der Vídeňské svobodné listy (Wiener Freie Blätter) und habe bereits eine ganze Reihe von bedeutenden Vertretern der tschechischen Volksgruppe getroffen und werde damit natürlich fortfahren.“

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Natürlich ist es für den Botschafter auch wichtig, die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu vertiefen. Laut Dr. Šitler sind die tschechisch-österreichischen Beziehungen im Moment so gut wie noch nie zu zuvor in unserer Geschichte, also sieht er seine Hauptaufgabe daran, dafür zu sorgen, dass ess weiterhin so bleibt. Die aktuelle enge Beziehung erklärt er uns auch aus seiner Perspektive als Historiker:

„In der Vergangenheit wurden die Beziehungen sehr durch geschichtliche Fragen belastet, besonders mit den Problemen des Zweiten Weltkriegs. Die Zeit der Habsburger-Monarchie ist bereits vergessen, in dem Sinn, dass diese Erinnerung keine Kontroversen mehr mit sich bringt. Die tschechische Republik und die österreichische Republik sind nun Staaten, die aus der damaligen Monarchie hervorgegangen sind, und es sind beides Republiken, die auf ihren Status als Republiken stolz sind, die Vergangenheit ist kein Problem mehr.“

Über weitere Themen, mit dem wir mit dem Botschafter sprachen, etwa über das aktuelle politisches Geschehen in Europa, erfahren Sie in der neuesten Sendung von Rádio Dráťák.

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Die heutige Sendung wurden für Sie von Martina Pfeffer vorbereitet, die Sie auch durch das Programm begleitet. Das Interview führte Dorothea Newerkla.