Wegen der Corona-Krise gab es jedoch heuer keine Massenversammlungen oder öffentliche Konzerte. Die Veranstaltungen wurden eher im Online-Raum übertragen.
Trotzdem kamen einzelne Menschen, darunter auch Spitzenpolitiker/innen, auf die Narodní-Straße in Prag, um Kerzen an jener Stelle zu entzünden und Blumen niederzulegen, wo am 17. November 1989 eine Studentendemonstration von der kommunistischen Polizei brutal niedergeschlagen worden war. Unter den ersten war Premier Andrej Babiš, der den 17. November 1989 als „einen der bedeutendsten Tage unserer Historie“ bezeichnete.
„Man muss daran erinnern. Es ist eine riesige Sache für uns – Reisefreiheit, Unternehmensfreiheit, Pressefreiheit, wenn man sieht, was in Weißrussland geschieht“, sagte Babiš. Tschechien habe eine „hervorragende Perspektive“, auch die Corona-Pandemie werde man meistern, fügte Babiš hinzu in Anspielung auf die sinkenden Infektionszahlen in Tschechien in den vergangenen Tagen.
Für Aufmerksamkeit sorgte der ehemalige Staatspräsident Václav Klaus, der auf die Narodní-Straße mit Maske unter dem Kinn gekommen war, wie in Medien zu sehen war. Klaus gilt als ausgesprochener Kritiker der Maskenpflicht sowie der scharfen Corona-Restriktionen. Die Polizei wollte keine Namen nennen, bestätigte aber, dass sie auf der Narodní-Straße „mehrere Personen registrierte, die ihre Atemwege nicht bedeckten“ und dass unter ihnen auch „eine öffentlich bekannte Person“ gewesen sei. Man werde die Verstöße an die zuständigen Verwaltungsbehörden weiterleiten, so die Polizei.
Tag des Kampfes für die Freiheit und Demokratie
Der 17. November ist im tschechischen Kalender als Staatsfeiertag – als Tag des Kampfes für die Freiheit und Demokratie – eingetragen. An diesem Tag wird zum einen des Beginns der „Samtenen Revolution“ von 1989 gedacht. Zum anderen wurden 50 Jahren davor – am 17. November 1939 – tschechische Universitäten und Hochschulen von den Nazis geschlossen. Dieser Jahrestag war 1989 der Anlass für die Studentenversammlung, die als offizielle Veranstaltung des kommunistischen Jugendverbandes (SSM) erlaubt wurde. Die Veranstaltung mündete jedoch in eine Demonstration gegen das kommunistische Regime.