Komensky Schule in Wien. Eine tschechisch-österreichische Institution seit bald 150 Jahren. Vlasta Vales
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Radio Dráťák Magazin

Neue Publikation des Schulvereins Komenský von Historikerin Vlasta Valeš

Noch Ende Juni wurde die neue Publikation des Schulvereins Komenský „150 Jahre tschechisches Schulwesen in Wien“ der tschechischen und slowakischen Volksgruppe bei schönem Wetter feierlich vorgestellt. Wo anders könnte dies sein, als im grünen Prater im Garten des Wiener-tschechischen Restaurants der Familie Kolarik, im Schweizerhaus.

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20.7.2020 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream

Zum ausführlichen Aufzeichnen der Geschichte des tschechischen Schulwesens in Wien, mit seinem sich näherendem Jubiläum der 150 Jahre seiner Existenz, sprach der Schulverein Komenský die Historikerin Vlasta Valeš an. Die einzelnen historischen Etappen des Vereins sind um Lebensschicksale sowohl der Absolventen/innen, als auch von Lehrer/innen und im Allgemeinen all derer, die sich für den Grundschatz der Volksgruppe, für das tschechische Schulwesen in Wien, einsetzten oder bis heute einsetzen, ergänzt.

Komensky Schulorchester
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Programm wurde durch das Schulorchester und Chor Komenský umrahmt

Auf den Beitrag von dieser Veranstaltung im Rahmen der neuen Ausgabe des Fernsehmagazins „České Ozvěny, Slovenské Ozveny“ können Sie sich am Sonntag 9. August in ORF 2 Wien ab 13:05 Uhr freuen.

Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus
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„Das, wodurch die Menschen verbunden waren, war die Tatsache, dass sie die tschechische Sprache in Wien erhalten wollten und dafür waren sie bereit, wirklich das Maximum zu tun. Das bedeutet, sie hatten das Herz dafür, sie bemühten sich mit den Möglichkeiten, die sie hatten, dazu beizutragen und das wiederholte sich Jahr für Jahr, unter ganz anderen historischen und auch wirtschaftlichen Bedingungen. Es ist aber immer etwas, was bis heute wichtig und entscheidend ist“, erzählt der Vorsitzende des Schulvereins Komenský Karl Hanzl.

Auch wenn Anträge des Vereins und im Allgemeinen der ganzen tschechischen Volksgruppe vom Staat oftmals nicht erhört werden und das vor allem in Sachen Finanzierung, die ihnen aber gesetzlich zusteht, vergaß Hanzl nicht in seiner Rede zu der neuen Publikation die gegenwärtige Qualität des tschechischen Schulwesens in Wien zu erwähnen.

Komensky Karel Hanzl Schweizerhaus
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Karl Hanzl bei Präsentation der neuen Publikation des Schulvereins Komenský im Biergarten des Schweizerhauses

Beginne des tschechischen Schulwesens in Wien reichen in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. In eine Zeit, in der die Migration aus tschechischen Länderkreisen nach Österreich sehr stark war. Die Ausbildungsfrage der Kinder und Jugendlichen ohne deutsche Kenntnisse war immer aktueller. Die grundlegende Rolle für das tschechische Schulwesen spielte das Jahr 1872, als der Schulverein Komenský selbst errichtet wurde. Schon im Jahre 1883 wurde die erste tschechische Volksschule in Wien geöffnet.

Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus
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Der neuen Publikation von Vlasta Valeš gingen noch zwei Bücher voran, die sich mit der Geschichte des Schulvereins Komenský beschäftigten. Das erste kommt aus dem Jahr 1932 und das zweite aus 1953. Der Historikerin Vlasta Valeš gelang es Momente des tschechischen Schulwesens nicht nur präzise „aufzuzeichnen“, sondern auch vieles zu erforschen: „In heutiger Zeit ist die Betroffenheit der Professoren und Schüler anhand der Nürnberger Gesetze sehr wenig bekannt. Ich glaube, dass ist einer der Beiträge dieses Buches, dass man das Thema eröffnete, an dem man weiter forschen muss.“

Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus Historikerin Vlasta Vales
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Historikerin Vlasta Valeš | „Das, was Absolvent_innen der tschechischen Schulen verbindet, ist ihr Tschechentum, das sie dann weiter ins Leben mitnehmen.“

Wege des tschechischen Schulwesens in Österreich wurden sowohl von der politischen Situation im Land, als auch auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens und der Slowakei bedingt. Der goldene Punkt war nach der Valešs Meinung der Zerfall der Monarchie, als der Verein massiv von der Tschechoslowakei unterstützt wurde. Es entstanden immer mehrere tschechische Schulen, sie unterlagen vielen Modernisierungen, bis es die Möglichkeit gab, Matura abzulegen. Zwischen den Jahren 1919 -1920 wurden die Schulen des Schulvereins Komenský von etwa 7400 Schülerinnen und Schüler besucht. Manche der tschechischen Schulen würde man sogar hinter der Hauptstadtsgrenze finden.

Zur starken Schwächung des tschechischen Schulwesens führte der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland und die Auflösung des Vereins folgte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wickelten sich die nächsten Jahrzehnte in der tschechischen Schule aufgrund der Politik in der Tschechoslowakei ab. Menschen gingen fort, andere kamen hierher. Erst die Grenzöffnung bedeutete einen rapiden Zuwachs der Schüler/innen.

Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus
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„Ich glaube, es war erst das Jahr 1993, als die neue Leitung die Komenský-Schule übernahm und dann verschiedene Schritte, setzte, zum Beispiel die Einführung der slowakischen Sprache in die Schule oder auch die Entstehung des Volksgruppenbeirats änderte die Finanzierungsoption der Schule. Weiters war das dann die Einführung der bilingualen Schule, was einen Fortschritt im Deutschunterricht mit sich brachte. Das sind die einzelnen Schritte, die das Komenský-Schulwesen verbesserten und es auf das heutige Niveau brachten“, beantwortet Valeš die Frage, was für historische Geschehnisse das waren, die nach dem Jahr 1989 das tschechische Schulwesen in Wien wieder starten ließen.

Susanne Pfanner und Olga Voglauer
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Susanne Pfanner und Olga Voglauer

An der Präsentation der neuen Publikation "Der Schulverein Komenský. 150 Jahre tschechisches Schulwesen in Wien“ nahm eine ganze Reihe bedeutender Gäste teil, unter denen auch die Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer und die Leiterin der Abteilung für Volksgruppen im Bundeskanzleramt Susanne Pfanner.

„Für mich ist die Komenský-Schule eine Perle für die Zukunft und eine gute Brücke zur Vergangenheit und das gehört zukünftig ausgebaut und das braucht auch politische Unterstützung, letztendlich braucht es aber all diese Menschen hier, die sich als Gemeinschaft verstehen und ich habe es heute erlebt, wie gut das der Komenský-Schule gelingt,“ sagt Voglauer.

Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus Martin Pangrác
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Stellvertreter des Botschafters der Slowakischen Republik in Österreich Martin Pangrác
Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus Ivana Cervenkova Karl Hanzl
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Botschafterin der Tschechischen Republik in Österreich Ivana Červenková und Karl Hanzl, Vorsitzender des Schulvereins Komenský
Komensky Neu Publikation 150 Jahre Komensky Tschechisches Schulwesen in Wien Schweizerhaus Familie Kolarik
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Geschwister Kolariks, Absolvent_innen der Schulen Komenský

Das zweisprachige Buch über die Geschichte des Schulvereins Komenský können Sie im Sekretariat der Schule kaufen. Näheres finden Sie unter komensky-vienna.at.

Im aktuellen Radio Dráťák lernen Sie die neue Publikation der Historikerin Vlasta Valeš "Der Schulverein Komenský. 150 Jahre tschechisches Schulwesen in Wien“ kennen. Das tschechische Magazin beginnt jeden Montag im Radio Burgenland um 21:10 Uhr. News und Hinweise wurden von Tereza Chaloupková vorbereitet.