Tschechien gedenkt

Justizmord-Opfer Milada Horáková

Vor 70 Jahren haben die tschechoslowakischen Kommunisten in einem Schauprozess die Juristin und Bürgerrechtlerin Milada Horáková zum Tode verurteilt und hingerichtet. Daran erinnerten mehrere Gedenkveranstaltungen in Tschechien vor allem am Freitagabend, dem Vorabend ihres 70. Todestages.

Milada Horakova
abs

Horáková wurde als 48-Jährige am 27. Juni 1950 in einem Prager Gefängnis erhängt. Sie war die einzige Frau, die nach den berüchtigten Schauprozessen der 1950er Jahre hingerichtet wurde.

Dass sie in dem als Exempel gegen Oppositionelle geplanten Hochverratsprozess unnachgiebig blieb, trug dazu bei, dass die Schauprozesse dem Image des KP-Regimes mehr schadeten als nützten und machte sie schliesslich zur Märtyrerfigur der Demokratiebewegung. Der an der Prager Karls-Universität lehrende Historiker Petr Koura bemängelte am Donnerstag im TV-Nachrichtensender ČT24, dass das Gedenken an Horáková nach 70 Jahren zu einseitig auf ihre Rolle als Opfer eines Justizmordes ausgerichtet sei.

Historiker Petr Koura
čt24
Historiker Petr Koura

Dadurch gerieten ihre aktiven Verdienste in den Hintergrund, sagte Koura. Sie sei zunächst Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gewesen. Als überzeugte Demokratin sei sie sich danach aber auch mit dem kommunistischen Regime in Konflikt gekommen. Horáková gilt auch als Vorkämpferin für Frauenrechte.

70 let | Výročí smrti Horákové hýbe Českem | 27.6.2020