On demand | Radio Dráťák | 23.9.2019
Radio Dráťák Magazin
23.9.2019 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream
Anfang der 1930er Jahre pendelten etwa 4000 Schüler/innen aus ganz Wien und naher Umgebung jeden Tag in die tschechischen Schulen. Damals würde man hier ungefähr 32 Schulen des Schulvereins Komenský finden, von Kindergärten bis zu Mittelschulen. Das Volksgruppenleben in Österreich zerstörte der Beginn des faschistischen Regimes. Dadurch wurde auch der Schulverein aufgelöst. Erst das Jahr 1989 brachte positivere Veränderungen mit sich und Schüler/innenzahl erhöhte sich rapide.
Das Jahr 2000 | Neue Ära des tschechischen Schulwesens in Wien
Der Schulverein Komenský betreibt einen Kindergarten, eine Volksschule und ein achtjähriges Gymnasium in Wien. Zurzeit werden diese von 539 Kindern besucht. Im Oktober wird der Turnsaal des Gymnasiums in der Schützengasse im dritten Wiener Gemeindebezirk feierlich eröffnet. Man konnte ihn schon während des Tages der Offenen Tür, vergangenen Freitag bewundern.
Dieses Jahr war ein Durchbruchsjahr. Damals, noch am Sebastianplatz 3, wurde das Höhere Realgymnasium des Schulvereins Komenský errichtet. Und gerade an diesem Ort traf ich die heutigen Gäste des Magazins Dráťák.
An die Anfänge der neuen Ära des tschechischen Schulwesens in Wien erinnert sich natürlich auch Helena Huber, die seit 2001 Direktorin des Gymnasiums ist: „Es war das Interesse der Kinder und vor allem der Eltern, damit ihre Kinder, die bei uns mit dem Tschechischen schon im Kindergarten begannen und in der Volks- und Grundschule fortführten, damit sie weiter zur Matura gehen konnten. Damals gab es hier die Möglichkeit noch nicht. Es war etwas Neues, Aufregendes, selbstverständlich Unbekanntes und wir alle bemühten uns, so gute Leistungen wie möglich zu erbringen. Sowohl wir, die Lehrenden, als auch die Schüler und Schülerinnen. Im Jahre 2014 transformierten wir die Hauptschule auf ein Unterstufengymnasium, also seitdem haben wir das achtjährige Gymnasium und damit stieg raketenweise auch die Schüler/innenzahl.“
Überdachung von dem Akademischen Verein und dem Absolventenverein Komenský Alumni
Um einen reibungslosen Verlauf des Absolventen/innentreffens der Maturant/innen des Gymnasiums des Schulvereins Komenský, kümmerten sich sowohl der Akademische Verein, als auch der Verein Komenský Alumni, der schon fünf Jahre die Gymnasiumsabsolvent/innen vereinigt. Eine der Organisator/innen war auch Klára Butz, die im Jahre 2015 maturierte: „Wir organisieren verschiedene Veranstaltungen wie zum Beispiel den Stammtisch oder auch das Alumni Fest und sonst auch Vorträge und einmal hatten wir auch ein Pub Quiz. Wir bemühen uns, uns so oft wie möglich zu treffen. Ich erinnere mich gerne an Mehrheit der gemeinsamen Stunden. Die Lehrer und Lehrerinnen waren immer super. Wir hatten zusammen eine gute Zeit. Das gefällte mir sehr. Wenn ich heute dorthingehe, fragt mich jeder, wie es mir geht und womit ich mich beschäftige. Alle freuen sich, dass wir dorthin zurückkehren.“
Maturaprüfungen wieder erst 1942
Ein anderer der Absolvent/innen des Gymnasiums Komenský ist Peter Janeček aus dem ersten Maturajahrgang, der im Jahre 2004 wieder zum ersten Mal nach 1942 zur Maturaprüfung antreten konnte. „Das, was mir diese Schule am meisten gab, ist die Verbindung der verschiedenen Gruppen, die da waren. Es war ein Mix. Ich glaube, die Verhältnisse in jeder Klasse waren anders, aber es war ein Mix der Menschen, die da in Österreich geboren waren, die das Gymnasium besuchten, und der Menschen, die pendelten wie ich. Das erste Jahr pendelte ich jeden Tag. Wir hatten auch Mitschüler/innen, die keine Vorfahren aus Tschechien oder der Slowakei hatten. Und so sieht man das Zusammenleben und gleichzeitig hat man auch die Erfahrung dessen, dass man ein, so zu sagen, Pendlerleben irgendwo im Ausland lebt. Ich erinnere mich daran, wie wir einmal den 28. Oktober hier im Saal feierten, die Entstehung der Ersten Tschechoslowakischen Republik und gegen Ende wurden alle drei Hymnen gesungen: die österreichische, slowakische und tschechische. Das Zusammenleben dieser drei Länder, Völker ist so angenehm. Ich erinnere mich sehr gerne daran“, erzählt für Radio Dráťák Janeček.
Zusammenhalt mit eigener Alma Mater auch nach Jahren
Viele Schüler/innen des Gymnasiums Komenský bleiben auch lange Jahre nach der Matura mit ihrer alma mater in engem Kontakt. So ist es auch bei Kateřina Andrejsová, die die Matura im Jahre 2005 ablegte. Sie konnten sie zum Beispiel beim Moderieren der Maturabälle des Gymnasiums Komenský oder auch als Schauspielerin bei Vlastenecká omladina sehen.
„Ich muss sagen, dass ich hier eine sehr sympathische und lustige Menschengruppe traf. Es war eine sehr schöne Zeit und die Idee, uns nach 15 Jahren wieder zusammenzubringen, ist einfach toll und ich bin froh, dass es mir gelang, hierher, wenn auch nur kurz zu kommen und andere zu treffen. Ich freue mich, dass ich diese Schule besuchen konnte und dass ich die Matura in meiner Muttersprache hier in Wien ablegen konnte, was auch nicht selbstverständlich ist“, erinnert sich Andrejsová.
Fotostrecke mit 4 Bildern
Momentenaufnahmen vom Volleyballturnier im Rahmen des Absolvententreffens
Die Reportage aus dem Absolvententreffen des Realgymnasiums des Schulvereins Komenský wurde von Pavla Rašnerov vorbereitet. Anhören können Sie sie heute auf Radio Burgenland ab 21.10 Uhr. Durch das Magazin begleitet Sie Tereza Chaloupková.