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Radio Dráťák Magazin

Juden in der Ersten Republik | Michal Frankl

„Juden in Debatten [im Jahre 1918 während der Formgebung des tschechoslowakischen Nationalstaates] spielen sowohl eine passive, als auch eine aktive Rolle. Oft sind sie aber ausgeschlossen aus dem Volk. Es betrifft z.B. tschechisch-jüdische Künstler, Schriftsteller, Dramatiker, als ob für sie im Volk kein Platz sein sollte …

On demand | Radio Dráťák | 26.8.2019

Radio Dráťák Magazín

26.8.2019 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream

Michal Frankl Historiker
Ústav pro studium totalitních režimů
Historiker Michal Frankl

… und es zeigt die Unsicherheit von tschechischen Nationalisten und als ob das Volk besser definiert wurde, dass wir uns sagen, wer nicht dazu gehört", beschreibt der Historiker Michal Frankl das damalige Geschehen.

23. August | „Internationaler Tag des schwarzen Bandes“

An diesem Tag wird jedes Jahr seit 2009 von der EU der Europäische Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus erinnert, auch bekannt als „Internationaler Tag des schwarzen Bandes“. Er soll an das Unterschreiben des Molotov-Ribbentrop Paktes aus dem Jahre 1939 gedenken. Der Vertrag sicherte den Nichtangriff zwischen Nazi-Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Fünfzig Jahre später fand an diesem Tag im Baltikum die Demonstration „Baltischer Weg“ statt, während derer Menschen ihre Unstimmigkeit mit der Sowjetokkupation äußerten.

T. G. Masaryk na návštěvě Palestiny, Jeruzalém 10. 4. 1927
MÚA AV ČR, sbírka ÚTGM 47/1
T. G. Masaryk beim Besuch von Palestina, Jerusalem 10. 4. 1927

Relativ freundliches Klima im Nationalstaat

In der heutigen Sendung des Radios Dráťák kehren wir in den relativ freundlichen Zeitraum zurück, im Vergleich damit, was geschah und was erst kommen sollte. Mit Michal Frankl, dem Historiker vom Masaryk-Institut und Archiv der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Prag, ziehen wir in die Periode der tschechoslowakischen Republik, in den Nationalstaat, der heute oft schon idealisiert wird und in dem Juden wie alle anderen Volksgruppen eine problematische Position hatten.

„Juden werden in Kriegsdiskursen ein Symbol der Illoyalität zum Volk und allmählich eine Gruppe, die wie Menschen geschildert wird, die zur Habsburgermonarchie loyal sind, zu dem Staat, der uns in den Krieg führte, der versagte, der antinational ist und sie sind in Gegensatz zum Volk gesetzt. Und hier der Vorwurf der Illoyalität überdauerte das Ende der Ersten Weltkrieg und war sehr hörbar in Volks-, aber oft auch in anderen Medien noch in 1920er Jahren“, erzählt der Historiker Michal Frankl, der sich vor allem mit Holocaustforschung und Flüchtlingspolitik der Länder im Mittel- und Osteuropa im 20. Jahrhundert beschäftigt.

Synagoga České Budějovice Budweis
ČT24
Die Synanoge in Budweis vom Ende des 19. Jhs., vernichtet im Juli 1942

Juden zur Volksgruppe

Mit Entstehung des Tschechoslowakischen Staates bekamen Juden den Status einer Volksgruppe. Im Jahre 1921 bekannten sich während der Volkszählung 375 000 Menschen zur jüdischen Religion. Das Jahr 1918 bringt Bestätigung und Stärkung der jüdischen Zivilrechte mit sich, jedoch keinen Boden unter den Füßen.

Zum zweiten Thema des heutigen Radios Dráťák:
Schwere Studentenjahre Jiří Lisners

„In der Tschechoslowakei lief eine erzwungene Zusammenarbeit politischer Parteien in der sogenannten. Fünf-Parteien-Regierung, die Parteien verband, sowohl aus dem linken, als auch aus dem rechten Spektrum und auf diese Weise beschränkte Verwendbarkeit der antisemitischen Propaganda, vornehmlich seitens der nationalistischen Rechte z.B. der Sozialdemokratie gegenüber. Also, paradoxerweise könnte man auch sagen, dass die Intensitätsminderung des Antisemitismus Arm in Arm mit der politischen Form ging, die die tschechoslowakische Demokratie begrenzte“, erklärt Frankl.

Článek v češtině | Rádio Dráťák Magazín | 26.8.2019 | Židé za první republiky | Michal Frankl

6.5.2019 | Radio Dráťák | Film „Die weiße Krankheit“ | Das bevorstehende Jubiläum des Endes des Zweiten Weltkrieges

1.12.2018 | Český historik Frankl získal na projekt o uprchlících ve 20.století prestižní grant (auf Tschechisch)

5.11.2018 | 80 let poté | Rádio Dráťák | Křišťálová noc a deportace Židů (auf Tschechisch)

Der heutige erste Gast des Radios Dráťák ist Historiker und auch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien Michal Frankl. Das Magazin beginnt um 21.10 Uhr auf Radio Burgenland.