On demand | Radio Dráťák | 26.8.2019
Radio Dráťák Magazín
26.8.2019 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream
… und es zeigt die Unsicherheit von tschechischen Nationalisten und als ob das Volk besser definiert wurde, dass wir uns sagen, wer nicht dazu gehört", beschreibt der Historiker Michal Frankl das damalige Geschehen.
23. August | „Internationaler Tag des schwarzen Bandes“
An diesem Tag wird jedes Jahr seit 2009 von der EU der Europäische Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus erinnert, auch bekannt als „Internationaler Tag des schwarzen Bandes“. Er soll an das Unterschreiben des Molotov-Ribbentrop Paktes aus dem Jahre 1939 gedenken. Der Vertrag sicherte den Nichtangriff zwischen Nazi-Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Fünfzig Jahre später fand an diesem Tag im Baltikum die Demonstration „Baltischer Weg“ statt, während derer Menschen ihre Unstimmigkeit mit der Sowjetokkupation äußerten.
Relativ freundliches Klima im Nationalstaat
In der heutigen Sendung des Radios Dráťák kehren wir in den relativ freundlichen Zeitraum zurück, im Vergleich damit, was geschah und was erst kommen sollte. Mit Michal Frankl, dem Historiker vom Masaryk-Institut und Archiv der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Prag, ziehen wir in die Periode der tschechoslowakischen Republik, in den Nationalstaat, der heute oft schon idealisiert wird und in dem Juden wie alle anderen Volksgruppen eine problematische Position hatten.
„Juden werden in Kriegsdiskursen ein Symbol der Illoyalität zum Volk und allmählich eine Gruppe, die wie Menschen geschildert wird, die zur Habsburgermonarchie loyal sind, zu dem Staat, der uns in den Krieg führte, der versagte, der antinational ist und sie sind in Gegensatz zum Volk gesetzt. Und hier der Vorwurf der Illoyalität überdauerte das Ende der Ersten Weltkrieg und war sehr hörbar in Volks-, aber oft auch in anderen Medien noch in 1920er Jahren“, erzählt der Historiker Michal Frankl, der sich vor allem mit Holocaustforschung und Flüchtlingspolitik der Länder im Mittel- und Osteuropa im 20. Jahrhundert beschäftigt.
Juden zur Volksgruppe
Mit Entstehung des Tschechoslowakischen Staates bekamen Juden den Status einer Volksgruppe. Im Jahre 1921 bekannten sich während der Volkszählung 375 000 Menschen zur jüdischen Religion. Das Jahr 1918 bringt Bestätigung und Stärkung der jüdischen Zivilrechte mit sich, jedoch keinen Boden unter den Füßen.
Zum zweiten Thema des heutigen Radios Dráťák:
Schwere Studentenjahre Jiří Lisners
„In der Tschechoslowakei lief eine erzwungene Zusammenarbeit politischer Parteien in der sogenannten. Fünf-Parteien-Regierung, die Parteien verband, sowohl aus dem linken, als auch aus dem rechten Spektrum und auf diese Weise beschränkte Verwendbarkeit der antisemitischen Propaganda, vornehmlich seitens der nationalistischen Rechte z.B. der Sozialdemokratie gegenüber. Also, paradoxerweise könnte man auch sagen, dass die Intensitätsminderung des Antisemitismus Arm in Arm mit der politischen Form ging, die die tschechoslowakische Demokratie begrenzte“, erklärt Frankl.
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Der heutige erste Gast des Radios Dráťák ist Historiker und auch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien Michal Frankl. Das Magazin beginnt um 21.10 Uhr auf Radio Burgenland.