On demand | Radio Dráťák | 5.8.2019
Radio Dráťák Magazin
5.8.2019 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream
Heute knüpfen wir thematisch an das letzte Magazin Dráťák mit dem Gast Přemysl Janýr an.
Ende Juni fand in der Hauptbücherei Wien eine Diskussion statt, die sich auf die bedeutenden Jahre sowohl in der tschechoslowakischen, als auch in der österreichischen Geschichte bezog. Innerhalb der vergangenen 100 Jahre geschah in der Geschichte beider Länder vieles und darauf konzentrieren wir uns zusammen auch im heutigen Dráťák mit dem Historiker Miroslav Kunštát vom Masaryk-Institut und Archiv der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Prag, der an der Diskussion teilnahm. Kunštát ist auch Mitautor des neuen Buches „Nachbarn. Ein österreich-tschechisches Geschichtsbuch“, das an dem Abend der Wiener Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Die umfangreiche Publikation „Nachbarn. Ein österreich-tschechisches Geschichtsbuch“ beschäftigt sich in insgesamt zwölf Kapiteln sowohl mit dem Gemeinsamen, als auch mit dem Teilenden. An einem der Kapitel „Umbruch, Transformation und Europäische Integration“ arbeitete auch der heutige Gast des Radios Dráťák Miroslav Kunštát – zusammen mit seiner österreichischen Kollegin Hildegard Schmoller.
1980er Jahre | Erwärmung der Beziehungen
Es war nicht einzig das Jahr 1989, das ermöglichte, die undurchdringliche Mauer zwischen Staaten abzureißen, die zueinander so nah waren und gleichzeitig unendlich fern. „Zu einer bestimmten Erwärmung in tschechoslowakisch-österreichischen Beziehungen kam es schon in Mitte der 1980er Jahre im Zusammenhang mit Perestroika. Die gesamte Lockerung in Europa trug auch zur Erweiterung der bilateralen Beziehungen mit unseren westlichen Nachbarn – sowohl mit der Bundesrepublik Deutschland, als auch mit Österreich bei“, erzählt Kunštát.
Formierung der neuen Republiken | Österreich als „Zaungast“
Mit dem Jahr 1919 beginnt eine neue Ära für viele europäische Staaten. Nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie suchen die Tschechoslowakei und auch Deutschösterreich ihren eigenen Weg. Jedenfalls verliefen nicht alle formellen Angelegenheiten gleichwertig.
Schon an diesem Sonntag 11. August ab 13.05 Uhr auf ORF 2 können Sie sich auf die Sommerausgabe des Magazins „České Ozvěny | Slovenské Ozveny“ freuen, das heuer sein 10-jähriges Jubiläum feiert. Einer der Beiträge ist die Diskussion mit Miroslav Kunštát und Přemysl Janýr über tschechisch-österreichische Beziehungen im Laufe der letzten 100 Jahre.
„Am Text des Friedensvertrags von Saint-Germain konnte sich [die Tschechoslowakei] beteiligen. Edvard Beneš beeinflusste den Text in einigen seinen Teilen und war bei allen Grundverhandlungen anwesend. Während die Österreicher, wie auch unser Buch sagt, Zaungäste waren. Sie wurden also erst zu der Endphase eingeladen, bekamen einen Text vorgelegt, den sie politisch nicht beeinflussen konnten, sie konnten ihn nur unterschreiben“, spricht Kunštát weiter.
Das Bilden der jungen Republiken dauerte nicht lange. Am Ende der 1930er Jahre des 20. Jahrhunderts unterbricht das Nazi-Regime die Vereinigung. Nach Abschluss eines Übels folgt in der Tschechoslowakei ein Weiteres. Februar 1948 und die allmähliche Zerteilung Europas in zwei Welten, den Osten und den Westen.
Der geöffnete Weg zur Vertiefung der Beziehungen
Auch wenn die österreichisch-ungarischen Angelegenheiten damals die mit der Tschechoslowakei etwas überschatteten, war ihre Zuneigung spürbar.
Gibt es überhaupt irgendwelche gemeinsame Anhaltspunkte, von denen die tschechisch-slowakisch-österreichischen Beziehungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs abstoßen konnten? Auch auf diese Frage hören Sie Antworten im heutigen Magazin Dráťák.
Auch wenn das im Dezember schon 30 Jahre her sein wird, als die Einheiten der Grenzsicherung der tschechoslowakisch-österreichischen Grenze sich begannen zurückzuziehen und viel Weiteres inzwischen in Beziehungen beider Länder passierte, die Annäherung beider Völker ist noch nicht am Ende.
„Österreich war das erste westliche Land, das tschechoslowakischen Bürgern/innen ermöglichte, visumfrei anzureisen. Es schaffte Visa ab. Die anderen westeuropäischen Länder, Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft taten es erst ab dem dem 1. Juli 1990. Also ein ganzes Halbjahr war Österreich das einzige ‚Westland‘, das die tschechoslowakischen Bürgern/innen oft zum ersten Mal im Leben besuchen konnten“, erinnert sich Miroslav Kunštát an Dezember 1989 und das damalige Vertrauen und Begeisterung beider Länder.
29.7.2019 | Radio Dráťák | „Neuner Jahre“ in der Tschechoslowakei und Österreich mit Přemysl Janýr
Das Interview mit Miroslav Kunštát, dem Historiker vom Masaryk-Institut und Archiv der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Prag und Mitautor der Publikation „Nachbarn. Ein österreichisch-tschechisches Geschichtsbuch“ des Verlags „Bibliothek der Provinz“, die bis zum Jahresende auch auf Tschechisch erscheinen sollte, hören Sie heute auf Radio Burgenland ab 21:10 Uhr. Durch das Magazin begleitet Sie Pavla Rašnerová.