Klima-Demo | Schüler/innen in mehr als 100 Staaten demonstrierten

Hunderttausende Jugendliche haben am Freitag weltweit für einen radikalen Kurswechsel hin zu mehr Klimaschutz demonstriert. Kundgebungen unter dem Motto „FridaysForFuture“ gab es in europäischen Metropolen wie Rom, Wien, Warschau, London. Rund um den Globus waren mehr als 2.000 Kundgebungen und Schülerstreiks in mehr als 120 Staaten angekündigt.

Schüler Demo

APA/KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD

Die schwedische Schülerin Thunberg, die zusammen mit Tausenden Mitstreitern in Stockholm protestierte, bescheinigte den Regierungen weltweit zu wenig Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Anstatt zu handeln, vergeudeten Politiker allerorten Zeit, sagte die 16-Jährige am Rande einer Demonstration vor dem Reichstag.

Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit August 2018 immer freitags für einen beherzteren Kampf gegen den Klimawandel demonstriert statt zur Schule zu gehen. Sie ist inzwischen zu einer Ikone für Klimaschützer rund um die Welt geworden. In vielen Städten hielten Demonstranten Schilder mit dem Spruch „Make the world Greta again“ in die Höhe - angelehnt an den Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump „Make America great again“ (Macht Amerika wieder groß).

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In einem Beitrag im britischen „Guardian“ schrieb Thunberg zusammen mit anderen jugendlichen Organisatoren der Initiative „Fridays For Future“: „Diese Bewegung musste kommen, wir hatten keine Wahl.“ Dass „etwas sehr falsch läuft“, hätten ihnen die jüngsten Wald- und Buschbrände etwa in Schweden und den USA sowie die Überschwemmungen und Dürreperioden in Australien und Deutschland gezeigt. Die Erderhitzung nannten sie die „größte Gefahr, der die Menschheit jemals gegenüber stand“.

Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas

Auf Plakaten bei Protesten in Deutschland hieß es unter anderem: „Wir lernen nicht für eine zerstörte Zukunft“ oder „Fehlstunden verkraften wir, Klimawandel nicht“. Andere hatten Schilder dabei mit Aufschriften wie „Die Dinos dachten auch, sie hätten Zeit“ und „Wäre die Welt eine Autofirma, hättet ihr sie längst gerettet“.

Von den Erwachsenen erwarte die Bewegung nicht, dass sie der Jugend Hoffnung spende, schrieben Thunberg und ihre Mitstreiter. „Wir wollen, dass ihr in Panik geratet und handelt. Wir wollen, dass ihr euch anschließt.“ Konkret müsse schnell weltweit der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas organisiert werden. Subventionen für diese Art „schmutziger Energie“ gehörten abgeschafft, stattdessen müsse viel mehr Geld in erneuerbare Energien fließen.

Tatsächlich drängt die Zeit: Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC gegenüber der vorindustriellen Zeit um etwa ein Grad erwärmt, in Deutschland sogar noch etwas stärker. Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Geht es weiter wie bisher, ist Ende dieses Jahrhunderts die Welt wohl gut drei Grad wärmer. Zu den fatalen Folgen gehören mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser. Um den Trend zu stoppen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl oder aus der Tierhaltung stark reduziert werden.

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Unterstützung durch Wissenschafter

Unterstützung bekommt die ursprünglich von jungen Leuten initiierte Bewegung auch aus anderen Generationen. So haben rund 20.000 Wissenschafter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Stellungnahme unterzeichnet, um dem Anliegen der Klimabewegung Nachdruck zu verleihen. Auch Eltern stellen sich mit „Parents for Future“ an die Seite der Jugendlichen. Sie bitten unter anderem darum, auf Schulverweise oder andere disziplinarischen Maßnahmen zu verzichten, wenn Schüler/innen für Proteste dem Unterricht fernbleiben.

Klima Demo

APA/Georg Hochmuth

Auch im Industrieland Tschechien haben sich Hunderte Schüler/innen an den weltweiten Protesten für mehr Klimaschutz beteiligt. Kundgebungen gab es am Freitag unter anderem in Prag, der Kohle- und Stahlstadt Ostrava (Ostrau) sowie in Liberec (Reichenberg). Der Anteil der Braunkohle an der Stromerzeugung liegt in dem EU-Mitgliedstaat immer noch bei rund 40 Prozent.

In Polen waren Demos in mindestens 29 Städten angekündigt. Vor dem Warschauer Energieministerium versammelten sich nach Medienangaben mehr als 1.000 junge Demonstrant/innen. Zuvor waren die Jugendlichen von lauter Musik begleitet durch die Hauptstadt gezogen. Polens Regierung steht wegen zahlreicher Umweltsünden bei Aktivist/innen in der Kritik. Trotz schädlicher Auswirkungen für Umwelt und Klima halten die Nationalkonservativen beispielsweise an Kohle als Hauptenergielieferanten fest. Derzeit werden daraus etwa 80 Prozent des Stroms in Polen erzeugt.

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