Radio Dráťák | Tanz- und Folkloregruppe „Marjánka“ | Verjüngung der tschechischen Volksgruppe
In nur wenigen Jahren gelang es ihnen, in der Folkloregruppe „Marjánka“, ein untrennbarer Bestandteil des tschechischen Vereinslebens in Wien zu werden.
On demand | Radio Dráťák | 18.6.2018
Bára Vávrová
Radio Dráťák Magazin
18.6.2018 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream
orf | pavla rašnerová
Ende Mai füllte Marjánka den Theatersaal der Komenský-Schule mit Liedern wie „Tancuj, tancuj“, „Holka modrooká“ oder „A já su synek z Polanky“.
Marjánka bringt nicht nur den jungen Tanzkünstler/innen Freude und Motivation, sondern auch ihren Pedägoginnen, Familien und überhaupt der tschechischen Volksgruppe.
„Die Folkloregruppe wuchs schnell an. Marjánka begann mit acht Kindern und jetzt sind bei uns etwa sechzig. Den Kindern macht es Spaß. Jedes Kind freut sich über das Singen und Tanzen und ich glaube, wenn es ihnen ermöglicht wird, dann sind sie sehr glücklich. Vor allem die Kinder danach zu sehen, wie sie sich freuen, ist wunderbar. Also dabei habe ich Gefühl, dass es Sinn hat. Wenn wir eine Aufführung vorbereiten und sie gefällt allen und die Kinder sind zufrieden, glücklich und wenn sie dann noch für ihre Eltern zu Hause singen und tanzen. Die Folklore geht nicht unter. In der tschechischen Schule lebt sie weiter“, erzählt Radka Westerkamp, Tanzpädagogin bei Marjánka.
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Ihrem Kopf entspringen die Trainings und auch Choreografien für die Kinder. Marjánka hat zurzeit gleich mehrere Gruppen. Die Tatsache, dass ihre Beliebtheit sich unter Kindern und Eltern so verbreitet, konnten ihre Gründerinnen, zwei Mütter, Martina Canova und Květa Apolin, zu Beginn bestimmt noch nicht ahnen. Auch wenn Marjánka vor allem Kinder aus Familien mit tschechsichen Wurzeln anlockt, steht ihre Tür offen für alle.
Bára Vávrová
Die Räumlichkeiten in der Komenský-Schule auf dem Sebastianplatz, wo man übt, verwandeln sich dank den Kindern von Marjánka in einen zauberhaften Ort voller Lieder, Gedichte und Sprüchlein. Alina Hauer und David Kratochvil tanzen schon ein paar Jahre in Marjánka und es hört nicht auf, ihnen Spaß zu bereiten.
„Einmal traten wir in Mikulov auf. Wir treten aber ab und zu auch bei Sokol auf und hier in der Schule war das auch schon mehrmals. Es macht mir Spaß, neue Schritte zu lernen, sie danach zu Hause zu tanzen und ich mache das ganz gerne auch mit meinen Freund/innen. Ich mag auch die Lieder ganz gerne. Heute gefiel mir am meisten ‚Väterchen Frost‘ und ‚Mazurka‘“, sagt Alina Hauer von Marjánka begeistert.
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„Meine Oma lobt mich immer und auch anderen gefällt es sehr und wenn es ihnen gefällt, dann mir auch. Ich habe davon ein gutes Gefühl, dass alles, was wir lernten, ihnen zeigen können“, ergänzt der junge Tänzer von Marjánka David Kratochvil nach der Aufführung in der Komenský-Schule.
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Im Publikum des Frühlingskonzerts der Komenský-Schulen saß auch Anna Vaďurová. Diesmal nicht als Vorsitzende des tschechischen Theatervereins Vlastenecká omladina, aber als Großmutter. Sie ist nicht die einzige, die sich über die Kinderfolkloregruppe freut: „Ich wunderte mich, weil die slowakische Folkloregruppe Rozmarýn hier in Wien schon lange wirkte, dass es keinen tschechischen Folklorekreis bei der tschechischen Schule gibt. Es ist eine sehr große Hoffnung für die Zukunft. In Marjánka ist mein Enkel, der in Österreich geboren wurde. Er spricht auch Tschechisch, zwar nicht so perfekt, jedenfalls begann er Marjánka zu besuchen und es gefällt ihm sehr gut und ich bin so froh, dass er die tschechische Tradition und ihren Geist zumindest in Marjánka kennenlernt. Er besucht nicht die tschechische Schule. Heute bedeutete das für mich eine große Freude, weil es mir klar wurde, wie groß die Freude meiner Eltern wäre, dass ihr Enkel ein österreichischer Tscheche ist. Das ermöglicht Marjánka für mich persönlich.“
Bára Vávrová
In der Radiosendung Dráťák stellen wir ihnen die Folkloregruppe Marjánka vor, die im Laufe erst einiger Jahre ihrer Existenz zu einem natürlichen Bestandteil der Freizeit fast sechzig Kinder in Wien wurde und sich so in die Herzen sowohl ihrer Familien, als auch der tschechischen und slowakischen Volksgruppe tanzte und sang. Dank Marjánka lernen Kinder die tschechische Sprache und Kultur tiefer kennen. Eine von denen ist auch Katharina Smejkal, die Marjánka Mini besucht, die Gruppe der kleinsten Kinder. Zum großen Auftriit kam ihr Vater Thomas Smejkal, um sie zu unterstützen: „Marjánka ist eine schöne Freizeitbeschäftigung, wo die Kinder Rhytmusgefühl lernen, sie lernen dort auch Gedichte, singen Lieder und sind bei Freunden. Also das macht ihnen Spaß. Wenn es den Kindern nicht gefallen hätte, hätten wir sie dazu nicht überredet oder gezwungen dorthin zu gehen. Ich bin sehr stolz auf sie. Das hat sich so ergeben, dass meine Eltern schon in diese tschechische Schule hiergegangen sind. Bei mir war das leider nicht möglich, weil die Entfernungen so groß waren und damals leider nicht so leicht möglich war in den 70er Jahren. Die Kinder lernen die tschechische Sprache nebenbei ohne es zu wissen, dass sie überhaupt eine Sprache lernen. Das kriegen sie so nebenbei mit und die Mehrsprachichkeit kann in unserer Welt nie ein Fehler sein.“
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Das Konzert der Kinder von Marjánka führte auch somanche Eltern in Gedanken zurück in ihre Kindheit, genauso wie Monika Caudr und Petra Kalousek, die Mütter von Thomas und Fanynka. Auch für sie war Tanz ein Bestandteil ihrer Reifezeit.
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„Es macht ihm auch Spaß, dass er Tschechisch reden kann, weil wir zu Hause Slowakisch und Deutsch sprechen. Selbstverständlich, dass diese Lieder mich an meine Kindheit erinnern, weil auch heute war das Lied ‚Tancuj tancuj, vykrúcaj‘ zu hören, das wir im Kindergarten und in der Schule tanzten und eine Menge anderer tschechischer Lieder, weil wir als Kinder keine Unterschiede zwischen tschechischen und slowakischen Liedern machten, es war einfach die Tschechoslowakei. Ich habe es im Blut und im Herzen, beide Nationalitäten“, erinnert sich Monika Caudr.
„Das Angebot in der tschechischen Schule ist genial für uns. Fanynka besucht den hiesigen Kindergarten und wenn es die Möglichkeit gibt, dass Kinder die Lieder und auch das Tanzen noch weiter lernen können, dann wäre es schade, sie nicht auszunutzen“, sagt Petra Kalousek fürs Radio Dráťák.
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Hinter Marjánka steht ein ganzes Team - sein Bestandteil ist auch David Umscheidt. Er kümmert sich vor allem um Öffentlichkeitsarbeit. Auch er als Vater sieht in den Aktivitäten dieser Folkloregruppe weitere Entwicklungen der Kinder und die Überlieferung des Tschechischen für die nächsten Generationen. Marjánka bringt den tschechischen Vereinen Freude: „Ich komme aus Südmähren, aus Hodonín und Folklor ist für mich sehr wichtig. Ich wünschte es mir immer, dass meine Kinder die tschechische Schule besuchen und auch die tschechische Sprache beherrschen. Als Marjánka gegründet wurde, war mein Sohn eines der ersten Kinder, die dort begonnen haben zu tanzen. Zurzeit tanzen meine beiden Kinder in Marjánka, auch meine Tochter. Auch wenn ich schon 26 Jahre im Ausland lebe, ist Südmähren mein Zuhause und deswegen bin ich sehr froh, dass ich dazu beitragen und helfen kann, auch wenn nur einen kleinen Teil. Ich freue mich, dass es hier so viele Menschen gibt, die sich in Wien bemühen, danach zu streben, dass die Kinder Tschechisch sprechen und unsere Tänze und Lieder kennen. Das macht mir Freude.“
Článek v češtině | 18.06.2018 | Folklórní soubor „Marjánka“ | Omlazení české národnostní skupiny
Bára Vávrová
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Die ganze Radiosendung hören Sie im Magazin Dráťák. Durch die Sendung, die von Pavla Rašnerová gestaltet wurde, begleitet Sie Pavlína Woodhams. Die News wurden von Tereza Chaloupková verarbeitet.
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