Iva Bittová | Brachte Freiheit auf Saiten nach Wien

„Mein Vater lebt nicht mehr, aber ich bin mit ihm ständig durch die Musik verbunden, ich habe das Gefühl ich singe ihm ins Ohr“, erzählt die Sängerin Iva Bittová in der aktuellen Sendung Rádio Dráťák Magazin. Jüngst beehrte sie das Wiener Underground Lokal Nachtasyl des tschechischen Disidenten Jiří Chmel.

Radio Dráťák Magazín | 5.3.2018
21:10 - 22:00 | Radio BurgenlandLivestream

Eine außergewöhnliche Künstlerin, die in ihrer Musik wohl so vielfältig Einflüsse verbindet, wie es ihr Lebensweg schon in die Wiege gelegt bekommen hat. Die tschechische Sängerin mit jüdisch-ungarisch- slowakischen Roma Wurzeln Iva Bittová ist eine Grand Dame der Avantgarde Musikszene. Die Sehnsucht des österreichischen Publikums nach ihrer charakteristisch schrillen Live Performance stillte sie vor kurzem im Wiener Underground Lokal Nachtasyl.

iva bittova

orf | pavla rašnerová

Die dichten, unterirdischen Wände des Lokals Nachtasyls in der Wiener Stumpergasse beben, als Iva Bittová unerwartet und mitten in der Menge des Publikums zu singen beginnt. Begeisterte Blicke, lächelnde Gesichter begleiten die Künstlerin hinauf auf die Bühne, auf der die Improvisationskünstlerin ihre einzige Begleiterin des Abends trifft: ihre Geige.

Dass sich ihre Gestalt seit Jahrzehnten stets im Mittelpunkt neuer Interesse und Neugier befindet, liegt wohl an ihrer spielerischen Art zu begeistern. Iva Bittová gibt auch in Wien einmal mehr die Freiheit ihrer Seele auf der Bühne preis.

iva bittova

orf | pavla rašnerová

In Rajasthan arbeitete Bittová jüngst an einem Projekt mit örtlichen Gypsy Musicians. Das öffnete ihr den Weg zu neuen Roma Klängen in ihrem Schaffen. Den Grundstein für diese ihr so vertrauten Melodien legte schon ihr Vater Koloman Bitto. Ein beliebter Musiker, der kaum ein Instrument nicht in spielender Perfektion beherrschte, wie Iva erzählt.

Mit seiner Roma Identität trug Kolomann Bitto in der Zeit, in die er hineingeboren wurde, eine schwere Last mit sich, bedauert seine Tochter: „Mein Vater ist 1931 geboren und 1943 etwa gab es diese Vernichtunsglager. Mein Vater war halb Rom, halb ungarischer Jude in der Slowakei. Es war schwer für alle Familien, weil sie sie in die Lager nach Lety, oder nach Hodonín, oder nach Polen gebracht haben. Also ich denke, sie haben Schreckliches erlebt und mein Vater gab alles in seine Musik, in dieser traurigen Musik hat sich wohl einiges verwaschen, dieses Schicksal und die Kindheitserinnerungen.“

iva bittova

orf | pavla rašnerová

Heute lebt die studierte Schauspielerin, Sängerin und Violinistin Bittová, die sich mit ihrer Musik vor allem seit den Neunziger Jahren schon weltweit, von Japan bis USA einen Namen gemacht hat, mit ihrem Sohn in New York. Gerade an dem Ort, der sich nach Großstadt anhört, fand Bittová die Stille der Natur. In ihrem Haus im Wald schöpft sie immer neue Inspiration.

Neben ihrer musikalischen Karriere betätigte sich Bittová nach wie vor als Schauspielerin. 2003 spielte sie im Oscar nominierten Spielfilm Želary. Ein gesellschaftskritischer Film, der vom Überlebenskampf im Zweiten Weltkrieg handelt. Den ständigen Kampf für eine innere Gerechtigkeit hat sich auch Iva Bittová zu eigen gemacht.

"Es geht in meinen Liedern meist um eine tiefere Auseinandersetzung mit einem Thema. Dann können sich Menschen einander annähern und miteinander kommunizieren. Darin ist die Musik einzigartig, die hat keine Barrieren.“

iva bittova

orf | pavla rašnerová

Einzigartig ist Bittovás verspielte Underground Jazzfolklore, sowie das hoffnungslos ausverkaufte Konzert von Iva Bittová in Wien. Die leidenschaftliche Improvisationskünstlerin reißt in den kommenden Monaten noch weiterhin ihre Fangemeinde mit - von Sizilien bis Belgien.

Auf der Homepage der Sängerin Iva Bittová sind alle weiteren notwendigen Informationen zu ihrer Person, allen Aufnahmen und den kommenden Konzertterminen zu finden.

Text | Yvonne Strujić | ORF Volksgruppenredaktion

Artikel auf Tschechisch | Iva Bittová | Na svých strunách přivezla svobodu do Vídně

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