Privatbahn RegioJet will ÖsterreicherInnen und TschechInnen zueinanderbringen

Die tschechische Privatbahn RegioJet fährt seit Dezember 2017 auf der Strecke Wien-Brünn-Prag. Der Eigentümer, der tschechische Unternehmer Radim Jančura, ist mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden. Die niedrigen Preise - Wien-Prag ab 15 Euro, Wien-Brünn ab 7 Euro - sollen beibehalten werden, außerdem soll die Fahrgastkapazität der Züge noch erweitert werden.

RegioJet

Michal Šula | MAFRA

RegioJet ist ein Unternehmen der von Jančura aufgebauten Gruppe Student Agency. Der Brünner Unternehmer begann mit Studentenreisen, dann erweiterte er seine Zielgruppe auf alle Reisenden. Zunächst trat die Gruppe als Reiseveranstalter und als Busunternehmen auf. Im Jahr 2011 stieg RegioJet in den Bahnmarkt ein und fuhr auf der Strecke Prag-Ostrava. Das Streckennetz wurde schrittweise erweitert, ab 10. Dezember 2017 sind RegioJet-Züge nun auch zwischen Prag und Wien unterwegs.

Vier mal täglich in beide Richtungen, also acht Zugverbindungen zwischen Wien und Prag mit Zwischenstopp in Brünn bietet das Unternehmen an. Mit der bisherigen Auslastung ist Jančura „sehr glücklich“, obwohl nach seinen Angaben pro Zug 70 Passagiere fehlen würden, um Gewinn zu machen, erklärt er im Gespräch mit der APA. Doch im Frühling und Sommer, und mit Hilfe von Werbemaßnahmen, sollen sich die Züge zunehmend füllen, erwartet er.

Die gelben RegioJet-Züge stehen auf der Strecke in direkter Konkurrenz mit den Staatsbahnen beider Länder, der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) und der tschechischen České Dráhy (ČD). Das Zugmaterial hat Jančura großteils von den ÖBB gekauft und adaptiert. Zwar fahren immer noch die meisten Fahrgäste aus Wien in ÖBB-Zügen nach Prag, räumt er ein, denn die ÖBB biete auch mehr Verbindungen an. Aber gemessen pro Zug habe ein RegioJet-Zug bereits mehr Passagiere als ein ÖBB-Zug.

Dabei bietet er insbesondere ein sehr großzügiges Storno-Service an: Bis zu 15 Minuten vor Abfahrt des Zuges kann ein RegioJet-Ticket - bei Online-Kauf - gratis geändert oder storniert werden. Zum Vergleich: Bei den ÖBB kostet das billigste Sparschiene-Ticket Wien-Prag nur 14 Euro, kann aber nicht storniert werden. Kundenfreundlichkeit ist für den tschechischen Unternehmer besonders wichtig, bei seinen staatlichen Konkurrenten vermisst er sie. Immerhin würden durch den Wettbewerb auch ČD und ÖBB ihre Preise bereits etwas senken bzw. kundenfreundlicher agieren, sieht er eine positive Wirkung seiner Privatbahn auf den Bahnmarkt.

Radim Jančura

Lidové noviny

Radim Jančura | Eigentümer der Privatbahn RegioJet

Radim Jančura (46), studierter Elektro-Ingenieur, gilt in Tschechien als kompetenter und erfolgreicher Unternehmer. Sein Verkehrs-Imperium hat er sozusagen auf der grünen Wiese aufgebaut. Er ist als Kritiker der Tschechischen Bahn (ČD) bekannt und ortet eine Bevorzugung der Staatsbahn durch die Politik. Er zögert auch nicht, ihm missliebige Politiker und die Korruption öffentlich zu kritisieren. Einmal ließ er seine Busse mit großflächigen Plakaten bekleben, wo er etwa die Handy-Nummer des Verkehrsministers veröffentlichte.

Bisher seien rund 120.000 Passagiere in den RegioJet-Zügen zwischen Wien und Prag gefahren. Eine Analyse der Kundenstruktur förderte zutage, dass 70 Prozent der Fahrgäste weder ÖsterreicherInnen noch TschechInnen sind. „Das ist wie eine Mauer zwischen Österreich und Tschechien“, meint er. Die Züge sind bei internationalen TouristInnen, die gleich beide Städte besichtigen wollen, sehr beliebt. Die Erhebung zeige für ihn aber auch, dass bei ÖsterreicherInnen und TschechInnen noch ungenutztes Potenzial für gegenseitige Besuche vorhanden sei, meint der Unternehmer, und hofft auf mehr Besuche des jeweiligen Nachbarn. Jančuras Ziel ist es, mit RegioJet 2018 eine Million Passagiere auf der Strecke Wien-Brünn-Prag zu befördern.

Zug RegioJet

RegioJet

Mit niedrigen Preisen wird auch für die RegioJet-Busse Wien-Bratislava (begrenztes Fahrkartenkontingent um 1 Euro) und Wien-Budapest geworben. Das enge Streckennetz des Unternehmens für Busreisen innerhalb Tschechiens kann von Österreich aus aber kaum genutzt werden: Von Wien nach Znaim bietet die RegioJet-Homepage eine fast zehnstündige Reiseroute über Prag an - während der ÖBB-Regionalzug mit vielen Stopps in rund eineinhalb Stunden am Ziel ist.

20.11.2017 | Tschechische RegioJet fährt künftig täglich Wien-Prag

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