Prozess gegen Neonazi-Anführer in Ungarn

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hat am Mittwoch in der westungarischen Stadt Szombathely der Prozess gegen den Anführer der militanten rechtsextremen Ungarischen Nationalen Front (MNA), Istvan Györkös, begonnen. Der 70-Jährige steht im Verdacht, am 26. Oktober 2016 einen Polizisten erschossen zu haben.

Zu dem Anschlag kam es bei einem Großeinsatz der Anti-Terror-Einheit TEK gegen Neonazis, bei dem auch das Anwesen von Györkös in der Gemeinde Böny durchsucht werden sollte. Györkös beteuert laut Berichten nach wie vor, den Polizisten nicht getötet zu haben.

Bei der Razzia wurden große Mengen an Waffen, Munition und Sprengstoff sichergestellt. Der vorbestrafte Györkös hatte auf seinem Besitz nahe Györ ungestört Wehrsportübungen durchgeführt, an denen auch Neonazis aus anderen Ländern teilnahmen.

Nachfolger der „Pfeilkreuzler“

Der Gründer der seit mehr als 20 Jahren aktiven MNA soll auf die Beamten geschossen haben, wobei ein Polizist tödlich am Kopf verletzt wurde. Györkös konnte nach dem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt überwältigt werden.

Im Dezember 2016 wurde die MNA, die mit dem internationalen Netzwerk Blood & Honour kooperiert hatte, aufgelöst. Die Gruppe sieht sich als Nachfolgerin der Hungaristen-Bewegung (auch als „Pfeilkreuzler“-Partei bekannt) von Diktator Ferenc Szalasi, der durch Adolf Hitlers Gunst 1944 und 1945 in Ungarn herrschte. Unter dem Szalasi-Regime wurden Zehntausende Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden. Szalasi wurde 1946 in Budapest hingerichtet.