Ausstellung: Leben an und mit der Grenze

Das Museum für Geschichte in Graz/ Gradec zeigt heuer und 2019 in drei Teilen die Aspekte der Geschichte der Grenzregion zwischen der Jahrhundertwende und 2018. „Grenzen sind wandelbar, obwohl wir sie als gegeben hinnehmen,“ beschrieb Kurator und Zeithistoriker Helmut Konrad den ersten eröffneten Teil der Fotoausstellungen.

Schau mit unterschiedlichen Themen

Postkarten, Vereinsfotos, Albumblätter von Gesangsgruppen, amtliche Verlautbarungen - man konnte aus rund 2.000 Bildern auswählen, sagte Konrad bei der Presseführung vor der Eröffnung von „Die Zeit vor der Grenzziehung“. Die Fotos und Exponate wurden vor allem von Sammlern und Museen auf der österreichischen Seite zur Verfügung gestellt.

Die kleine Schau in drei Räumen hat unterschiedliche Themen. „Im ersten Raum haben wir Militär, Schulen, Vereine. Dabei haben wir Männer nach der Musterung, Schulgebäude, den Schulverein Südmark“, so Konrad über den Zeitraum bis zum Ende der Habsburger-Monarchie. Die Grenze war hier ein Kampfraum der Nationalisten, der über die Schulen geführt wurde. Zu sehen ist das idyllische Gebiet des Fleckens Heiligengeist/ Sveti Duh, mit der slowenischen und der deutschen Schule. Bezeichnend ist ein Text des in Maribor geborenen Priesters und Dichters Ottokar Kernstock, der bei der Einweihung der nach ihm benannten Warte in Leutschach/ Lučane 1912 von „der heiligen deutschen Scholle“ fabuliert.

Im zweiten Raum "merkt man kaum einen Unterschied zwischen den Menschen slowenischer und deutscher Sprache, die bei der Arbeit oder bei Festen gezeigt werden. Anhand des Bildes „Bei der Hopfenernte“ bei Leutschach/ Lučane ist abzulesen, wie sehr agrarische Produkte - Hopfen, Wein, Obstbau - auf beiden Seiten nach wie vor eine bedeutende Rolle innehaben. Essen und Trinken sind auf beiden Grenzseiten ähnlich, und die Porträtfotos lassen keine Möglichkeit der sprachlichen Zuordnung der Menschen zu.

Grenze als „hartes politisches Faktum“

Im dritten Raum „verdichtet“ sich die zuvor in den Köpfen der Menschen gezogene Grenze laut Konrad zu „jenem harten politischen Faktum“, das sie nach dem Ersten Weltkrieg und den Aktivitäten der internationalen Grenzziehungskommission bis 1921 wurde. Plötzlich wurde die Mur/ Mura östlich von Spielfeld/ Špilje die bewachte Trennlinie, in den Hügeln und Bergen westlich von Spielfeld/ Špilje ist der genaue Verlauf längere Zeit unklar. Zeitgenössische Plakate mit Aufrufen und Proklamationen auf Deutsch und Slowenisch geben den Rahmen für Bilder, die Offiziere der interalliierten Militärkommissionen zeigen, sowie aus Radkersburg/ Radgona abziehende Truppen des SHS-Staates, dem späteren Jugoslawien.

Durch die kleine, aber hoch informative Ausstellung zieht sich grafisch gestaltet der heutige Grenzverlauf mit einigen Ortschaften, von der Soboth bis Bad Radkersburg/ Gornja Radgona. Da dieser im 20. Jahrhundert immer wieder und teils gewaltsam verschoben wurde, soll sich das auch im Laufe der Ausstellungen in der am Boden gezogenen Grenzlinie manifestieren. Kleine Mankos: Das slowenische Šentilj müsste dabei eigentlich gegenüber Spielfeld/ Špilje liegen, nicht bei Mureck/ Cmurek. Und den deutschen Texten in den drei Räumen hätte eine slowenische Entsprechung gutgetan - was aber eine Kostenfrage gewesen sei, hieß es.