Landbauer „musste“ von Nazi-Lied wissen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich in der Causa um die Nazi-Lieder in der Burschenschaft von Udo Landbauer am Donnerstag deutlich zu Wort gemeldet. „Das müssen ja alle Mitglieder dieser Burschenschaft gewusst haben, was in diesem Liederbuch gestanden ist, auch der Vizeobmann“, sagte Van der Bellen.

Landbauer selbst - wie auch die FPÖ - lehnten einen solchen zuletzt kategorisch ab. Die Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt gab unterdessen bekannt, sie habe den für das Liedbuch Verantwortlichen identifiziert.

" Meinen Augen nicht getraut"

Der Bericht des „Falter“ über die den Judenmord und das Nazi-Regime verherrlichenden Liedtexte der Germania zu Wiener Neustadt hat große Teile Österreichs schockiert - auch den Bundespräsidenten: Er habe seinen „Augen nicht getraut“, als er diese Texte gelesen habe und dass es möglich sei, „auf diese Weise in einem Lied den Massenmord zu verhöhnen“, sagte Van der Bellen am Rande eines Besuchs im Europarat in Straßburg.

Rücktrittsfrage „eine wichtige“

In den niederösterreichischen Landtagswahlkampf wolle er sich nicht einmischen, sagte der Bundespräsident. Die Frage nach einem Rücktritt Landbauers bezeichnete er dennoch als „eine wichtige Frage“. Genauso wichtig seien aber die Fragen: „Was ist das überhaupt für ein Verein? Wie viel Wiederbetätigung liegt hier vor?“, so das Staatsoberhaupt. „Mir geht es um übergeordnete Fragen: Wie ist es möglich, dass heute in einem regulären Verein ein solches Gedankengut offensichtlich vertreten wird."

FPÖ setzt auf „Jetzt erst recht“

Von einem Rücktritt wollte Landbauer bisher nichts wissen. Am Mittwochnachmittag postete er auf Facebook ein Bild an der Seite von Parteichef Vizekanzler Heinz-Christian Strache und den Slogan: „Jetzt erst recht!“ - ein Satz, mit dem vor 30 Jahren bereits Kurt Waldheim gegen Vorwürfe, er habe seine SA-Vergangenheit verschwiegen, kampagnisiert hatte. Gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal sprach er am Mittwoch von einer „linken Meinungsdiktatur“. Von dieser lasse er sich nicht vorgeben, was böse und was gut sei.

Landbauer (FPÖ) verteidigt sich

Udo Landbauer, Spitzenkandidat der Freiheitlichen in Niederösterreich für die Landtagswahl, hat sich am Mittwoch in der ZIB 2 gegen die Kritik über Nazi-Lieder in seiner Burschenschaft verteidigt.

Landbauer sieht sich schuld- und ahnungslos

„Zeit meiner Mitgliedschaft waren sowohl ich wie auch alle, die zu der Zeit aktiv waren, mit solchen Liedtexten niemals befasst, und sie wurden auch nie gesungen“, sagte der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat. Laut Landbauer und der Burschenschaft waren, als er vor 17 Jahren der Burschenschaft beitrat, die entsprechenden Seiten in dem Liederbuch geschwärzt oder überhaupt ganze Seite herausgerissen. Aufgefallen sei ihm das nicht, denn er „war nie ein guter Sänger und daher habe ich mich auch nicht intensiv damit befasst“, so der FPÖ-Politiker in der ZIB2. Einmal mehr wiederholte er, dass er sofort nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Vorwürfe eine juridische Aufarbeitung gefordert habe.

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- Siehe Meldung vom 24.01.2018