Agrokor-Krise: Todorić in London verhaftet

Der reichste kroatische Unternehmer und Gründer des schwer in die Krise geratenen Lebensmittelkonzerns Agrokor, Ivica Todorić, ist am Dienstag in London festgenommen worden. Das bestätigte der kroatische Regierungschef in Zagreb, Andrej Plenković.

Die kroatischen Behörden hatten vor über zwei Wochen einen internationalen Haftbefehl ausgestellt. Dem 66-jährigen Todorić, der sich seit Wochen auf der Flucht befand, werden Konkursverschleppung und Bilanzfälschung vorgeworfen.

Todorić hatte über Jahrzehnte mit starker politischer Rückendeckung den Lebensmittelkonzern Agrokor aufgebaut, der mit 60.000 Beschäftigten eine der größten Firmen in der gesamten Region ist. Das Unternehmen soll mit schätzungsweise sechs Milliarden Euro verschuldet sein.

Die kroatische Regierung hatte Agrokor per Sondergesetz übernommen, um den Konkurs noch abzuwenden. Eigentümer Todorić behauptete dagegen, ihm sei sein Unternehmen gestohlen worden.

Für das Jahr 2015 verzeichnete Agrokor einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro, was etwa 16 Prozent des kroatischen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Damals hatte die Gruppe einen Gewinn von 480 Millionen Euro ausgewiesen, obwohl sich später ein Verlust von 160 Millionen Euro herausgestellt hatte.

Enge Verbindungen zu Politik

Regierungskritiker hatten bemängelt, dass es seit Jahrzehnten ein enges Nahverhältnis zwischen politischen Entscheidungsträgern und Todorić gegeben habe. Nur so habe der Geschäftsmann ein solches Riesenunternehmen aufbauen können. Laut Medienberichten arbeiteten führende Politiker, darunter ein amtierender Minister, zeitweise in dem Unternehmen in leitenden Positionen und sollen teils auch in den Skandal verstrickt sein.

Siehe Meldung vom 03.11.2017