Sanierungsplan für Agrokor vorgestellt

Der kroatische Großkonzern Agrokor hat rund 58 Mrd. Kuna (7,7 Mrd. Euro) Schulden. Das sei die Höhe aller angemeldeten Gläubigerforderungen, erklärte der Agrokor-Sanierungsmanager Ante Ramljak.

60 bis 70 Prozent der Schulden erlassen?

Der Betrag bezieht sich auf anerkannte und nicht anerkannte Forderungen - wie viele davon am Ende anerkannt werden, sagte Ramljak am Montagabend im Privatsender RTL nicht. Der vom Staat eingesetzte Sanierungsmanager Ramljak geht davon aus, dass zwischen 60 bis 70 Prozent der Schulden erlassen werden müssen. Er zeigte sich „zu 100 Prozent“ überzeugt, mit den Gläubigern eine Einigung erreichen zu können.

Agrokor ist der größte Agrar- und Lebensmittelkonzern in Südosteuropa und Eigentümer der größten kroatischen Einzelhandelskette Konzum sowie der Supermarktkette Mercator.

„Wir haben die Situation, dass ein Großteil der Forderungen nicht gesichert ist. Wenn es zum Konkurs kommt, bekommen sie von ihren Forderungen nichts zurück. So ist es in ihrem Interesse, dass es zu einer Einigung kommt“, sagte Ramljak zu RTL.

Laut dem Sanierungsplan, der am Montag vorgestellt wurde, wird mit einer Einigung mit den Gläubigern im ersten Quartal 2018 gerechnet. Zu den Gläubigern gehören Anleiheinhaber, Lieferanten sowie heimische und ausländische Banken, darunter auch österreichische Finanzinstitute.

Restrukturierung der Handelsketten

Dem Sanierungsplan zufolge, der bis 2021 gelten soll, wird sich die Agrokor-Gruppe auf drei Tätigkeitsbereiche (Einzelhandel, Nahrungsmittelproduktion, Agrarbetriebe) fokussieren. Damit bleiben rund 20 gesunde Firmen innerhalb der Gruppe erhalten. Das Kerngeschäft, insbesondere der Einzelhandel mit seinen Handelsketten Mercator (Slowenien) und Konzum (Kroatien), soll umfassend restrukturiert werden.

Die kroatische Opposition hat am Donnerstag übrigens einen Misstrauensantrag gegen die Regierung von Premier Andrej Plenković eingereicht. Die Opposition wirft der Regierung vor, die Kontrolle über die Sanierung des Unternehmens sogenannten „Geierfonds“ überlassen zu haben. Die Oppositionsparteien verfügen aber über keine Mehrheit im Parlament in Zagreb, weshalb der Misstrauensantrag wenig Chancen auf Erfolg hat.

Im Kernbereichen wird in den nächsten fünf Jahren ein Umsatzrückgang von 5 Prozent erwartet. Der nichtkonsolidierte Umsatz soll 2021 bei 6,28 Mrd. Euro liegen. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll sich auf 452 Mio. Euro verdoppeln, wobei insbesondere auf Kostensenkung gesetzt wird.

Das Nicht-Kerngeschäft wird hingegen verkauft, wovon man sich rund 40 Mio. Euro verspricht. Veräußert werden insgesamt 80 Unternehmen, u.a. aus Tourismus und Energiesektor, rund 200 Immobilien sowie der Firmen-Hubschrauber und die Jacht.

Pfandrecht aus ehemaligen Hypo-Balkanbanken

Inzwischen hat der Sanierungsvorstand bereits eine Villa an der Adria-Küste in der Nähe von Opatija für rund 8 Mio. Euro verkauft. Die Verkaufsverfahren für den Hubschrauber und der Jacht wurden hingegen eingestellt, weil daran ein Pfandrecht der aus den ehemaligen Hypo-Balkanbanken hervorgegangene Addiko Bank besteht.

Siehe Meldung vom 09.10.2017