Agrokor wird wieder zum Politikum

Die Krise des kroatischen Handels- und Lebensmittelriesen Agrokor wird wieder einmal zum Politikum. Nachdem im Frühjahr mit einem Spezialgesetz das größte Privatunternehmen im Land unter staatliche Kuratel gestellt wurde, werden sich die Politiker nun mit den Ursachen der finanziellen Probleme des Konzerns beschäftigen.

Untersuchungsausschuss wurde gegründet

In den nächsten sechs Monaten soll der Untersuchungsausschuss klären, wie es zu dem großen Finanzloch bei Agrokor kommen konnte. Eine Revision von Agrokors Bilanzen deckte massive Unregelmäßigkeiten in der Buchführung auf, weshalb Strafanzeigen gegen den früheren Vorstand eingebracht wurden, möglicherweise auch gegen den Eigentümer Ivica Todorić.

Die Agrokor-Gruppe hatte 2016 einen konsolidierten Verlust von umgerechnet 1,5 Mrd. Euro erlitten. Bei einem Vermögen von 5,57 Mrd. Euro, beliefen sich die Verbindlichkeiten auf 7,5 Mrd. Euro, womit das negative Kapital im Vorjahr bei 1,93 Mrd. Euro lag.

Segment des Einzelhandels ist negativ

Im laufenden Jahr ist das Geschäft im Segment des Einzelhandels weiterhin negativ, wie der neueste Geschäftsbericht zeigt. Die Handelsfirmen aus der Agrokor-Gruppe, die heuer mit großen Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatten, schrieben in den ersten acht Monaten rote Zahlen. In diesen Resultaten ist das Geschäft der slowenischen Handelskette Mercator, die ebenfalls Agrokor gehört, nicht enthalten. Ein besseres Bild zeichnete sich hingegen in den Segmenten Nahrungsmittelindustrie und Landwirtschaft ab, wo es Gewinne gab.

Agrokors Handelstöchter haben in acht Monaten einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in der Höhe von 25,7 Mio. Euro verzeichnet. Der kumulative Umsatz lag bei 1,38 Mrd. Euro und war laut Agrokor niedriger als in der Vorjahresperiode. Die Handelskette Konzum verzeichnete ein EBITDA-Minus von 2,4 Mio. Euro. Erst im August schaffte es die Handelskette, das Ruder umzudrehen und mit einem positiven EBITDA von 1,2 Mio. Euro abzuschließen.

Unterdessen wird in Bosnien-Herzegowina die Rettung der dortigen Tochtergesellschaften fortgesetzt. Wie bereits angekündigt, kehrte die slowenische Mercator auf den Markt zurück, indem es wieder zur Trennung zwischen Mercator und Konzum kam. Nachdem Agrokor die slowenische Handelskette übernommen hat, wurden ihre bosnischen Geschäfte dem kroatischen Konzum angeschlossen, was sich aber vor allem im serbischen Teil des Landes nicht bewährt hat.

Laut Medienberichten vom Mittwoch hat Mercator nun offiziell seine früheren 83 Geschäfte zurückübernommen und zwar frei von den Schulden, die Konzum BiH bisher angehäuft hat. Konzum bleibt mit seinen 170 Geschäften vertreten und soll eine Finanzspritze bekommen, um vor der Insolvenz gerettet werden. Laut einem früheren Bericht des bosnischen Wirtschaftsministeriums haben die Agrokor-Tochterfirmen in Bosnien derzeit etwa 5.200 Mitarbeiter, ein Großteil davon - 4.200 Personen - arbeitete bisher für die Handelskette Konzum BiH.

Siehe Meldung vom 09.10.2017