Scharfe Kritik nach Orić-Freispruch

Der Freispruch des Ex-Kriegskommandanten der bosnischen Muslime in Srebrenica, Naser Orić, wird von den bosnischen Serben erwartungsgemäß scharf kritisiert. Der 50-Jährige hatte sich wegen der Ermordung dreier serbischer Kriegsgefangener im Osten Bosniens im Jahr 1992 verantworten müssen.

Milorad Dodik, der bosnische Serbenführer und Präsident der Republika Srpska, der die Abtrennung und Unabhängigkeit der Republika Srpska beansprucht, forderte am Montag alle bosnischen Serben, die in der gesamtstaatlichen Justiz in Sarajevo tätig sind, erneut auf, ihre Posten aufzugeben. Das berichtete die Tageszeitung „Nezavisne novine“.

Noch vor drei Wochen hatte Dodik angekündigt, die bosnischen Serben würden auf die von ihrem Parlament bereits im Jahre 2015 beschlossene strittige Abhaltung der Volksabstimmung verzichten. Das Referendum hätte unter anderem auch die Position des Hohen Bosnien-Beauftragten - dieses Amt hat derzeit der Kärntner Valentin Inzko inne - infrage gestellt.

„Kleiner Schritt rückwärts“

Wenig begeistert von dem Urteil zeigte sich auch das kroatische Mitglied der bosnischen Staatsführung Dragan Čović. Als „kleiner Schritt rückwärts“ bezeichnete der derzeitige Präsident des dreiköpfigen Staatspräsidiums laut Medienberichten von Montag den Freispruch. Das Urteil werde sicher negative Rhetorik zur Folge haben, befürchtete Covic.

Auch der serbische Präsident Aleksandar Vučić übte Kritik an der Entscheidung des Gerichts in Sarajevo. Gleichzeitig appellierte er aber an seine Landsleute, „kein schlechtes Wort“ gegen Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Bosniaken zu verlieren. Es gelte, betonte der Präsident weiter, eine gemeinsame Zukunft zu bauen.

„Die Justiz hat gesiegt“

Orić selbst gab sich nach dem Freispruch zurückhaltend. „Die Justiz hat gesiegt. Das Gericht hat das Seine getan“, zeigte er sich wortkarg. Der 50-jährige Orić hatte sich wegen der Ermordung von drei Kriegsgefangenen während des Bosnienkriegs (1992 bis 1995) verantworten müssen. Ein Gericht in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo sprach den früheren Kommandanten am Montag frei.

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sta.si

Orić war 2006 vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. In einem Berufungsverfahren wurde er aber freigesprochen.