Bilanzrevision bestätigt Riesen-Finanzloch

Die Revision von Bilanzen des krisengeschüttelten kroatischen Konzerns Agrokor bestätigt die Spekulationen, dass der Lebensmittelriese ohne Spezialgesetz schon längst in Konkurs hätte gehen müssen, berichteten Medien in Kroatien.

Wert um ca. 1,8 Mrd. Euro überschätzt

Revidierte Bilanzen der neun wichtigsten Tochterunternehmen zeigten, dass ihr Wert um umgerechnet 1,79 Mrd. Euro überschätzt wurde. Konsolidierte Gruppenzahlen sollen am Montag bekanntgegeben werden.

Nachdem vorige Woche zunächst die Zahlen für die wichtigsten Tochterfirmen veröffentlicht wurden, ist laut Medienberichten schon jetzt klar, dass der Vorwurf frisierter Bilanzen stimmt. In den wichtigsten Konzernteilen ist der Verlust höher als das Eigenkapital, was bisher aus den Büchern nicht ersichtlich war.

Größte Diskrepanz bei Handelskette Konzum

In den Bilanzen für 2016, aber auch für 2015, haben die Buchprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) massive Wertberichtigungen nach unten vorgenommen. Die größten Diskrepanzen zeigten sich bei der Handelskette Konzum: Ihr Wert wurde mit der Revision um 1,33 Mrd. Euro vermindert.

Laut dem revidierten Geschäftsbericht für 2015 hat Konzum einen Gewinn von umgerechnet 31,3 Mio. Euro ausgewiesen. Die Revision zeigte jedoch, dass in diesem Jahr tatsächlich ein Minus von 187,7 Mio. Euro verbucht worden war. Im Jahr 2016 vertiefte sich der Verlust noch und lag bei 248 Mio. Euro.

Verlust höher als Eigenkapital

Auch bei der Höhe des Kapitals zeigten sich große Abweichungen gegenüber den offiziellen Zahlen. In den offiziellen Büchern für 2015 wurde ein Kapital von 345 Mio. Euro ausgewiesen, doch die Revision zeigte für dieses Jahr ein negatives Kapital von 672 Mio. Euro. Im Vorjahr erreichte das negative Kapital von Konzum 989 Mio. Euro.

Nicht nur der Einzelhandel, auch die anderen zwei Segmente, Lebensmittel und Landwirtschaft, beendeten das Vorjahr mit roten Zahlen. Zusammen haben die neun Unternehmen einen Verlust von rund 442 Mio. Euro eingefahren.

Vollständiges Bild am Montag

Ein vollständiges Bild über die Größe des Finanzlochs bei Agrokor soll am Montag bekanntgegeben werden - im Zuge der Publikation der revidierten Berichte für die gesamte Gruppe und für den Mutterkonzern. Die Revision durch PwC umfasste 27 Unternehmen in Kroatien, sowie jeweils drei in Serbien und Bosnien.

Am Montag will sich der staatliche Sanierungsmanager Ante Ramljak auch zu etwaigen gesetzwidrigen Handlungen des früheren Vorstands unter dem Agrokor-Besitzer Ivica Todorić äußern.

Siehe Meldung vom 18.08.2017