Serbische Volksgruppe im Kosovo gespalten
Vorfälle „besorgniserregend“
Die Partei der Kosovo-Serben von Aleksandar Jablanović, einem früheren serbischen Regierungsfunktionär, bekam die Ablehnung aus Belgrad besonders stark zu spüren. Das Parteibüro im nördlichen Leposavić wurde Ende Mai von Unbekannten beschossen. Am Wochenende wurde Parteigründer Jablanović vorübergehend festgenommen. Er habe einen Anhänger der Serbischen Liste mit einer Pistole bedroht, hieß es in Belgrader Medienberichten. Jablanović ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.
In einer gemeinsamen Mitteilung haben fünf Botschafter in Prishtina, darunter aus Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien und den USA, die Vorfälle als besorgniserregend bezeichnet, wie der TV-Sender RTK in Prishtina berichtete. Alle Bürger des Kosovo sollen das Recht haben ohne Drohung und Einschüchterungen ihre Wahlentscheidung zu treffen, hieß es weiter.
„Das Recht wählen zu können heiliges Prinzip“
Das Recht der Kosovoren ohne Angst und Einmischung wählen zu können stelle ein heiliges Prinzip dar, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung der EU-Sonderbeauftragten Natalia Apostolova und der EULEX-Chefin Alexandra Papandopoulou. Alles, was nicht diesem Prinzip entspreche, sei undemokratisch, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung der Vertreter der Europäischen Union. Der Wahlkampf sei nie schlimmer gewesen, erklärte Nenad Rasic, Leiter der kleinen serbischen Progressiven Demokratischen Partei.
Branimir Stojanović von der Serbischen Liste vertritt eine andere Meinung. „Keine andere Partei kann garantieren, dass die Interessen der serbischen Volksgruppe in nächster Zeit geschützt werden“, vertrat der bisherige kosovarische Vizepremier gegenüber dem Sender Free Europe den Standpunkt von Belgrad.
Für die serbische Volksgruppe, die nur fünf Prozent der Bevölkerung ausmacht, sind zehn Sitze im 120-Sitze-Parlament vorbehalten.
Anlass für den Druck auf die kleinen serbischen Parteien könnte in Serbiens Sorge liegen, dass diese im Parlament die Bemühungen der albanischen Mehrheit um die Verwandlung der derzeitigen Sicherheitskräfte in die Streitkräfte unterstützen könnten. Dafür wären, wie es in Belgrad heißt, vier Stimmen der serbischen Volksgruppe notwendig. Belgrad, das die Unabhängigkeit des Kosovo, seiner einstigen Provinz, nach wie vor nicht anerkennt, widersetzt sich der Bildung von kosovarischen Streitkräften.