Medien: Vom Zweikampf zum Dreikampf

Die Wahl von Sebastian Kurz zum neuen ÖVP-Obmann und die bevorstehenden Neuwahlen in Österreich haben am Montag auch die Medien in Slowenien beschäftigt. Mit Kurz an der ÖVP-Spitze werde der Zweikampf zwischen SPÖ und den Freiheitlichen zu einem „Dreikampf“ werden, schrieb die Tageszeitung „Dnevnik“.

Law and Order, aber auch sozialliberale Anschauung

„Kurz setzt vor allem auf seine breite Beliebtheit“, kommentiert die Zeitung, die in der Hauptstadt Ljubljana ihren Sitz hat. „Mit seinen scharfen und bei den Wählern beliebten Recht-und-Ordnung-Ansichten und gleichzeitiger sozialliberaler Anschauung (was die sexuelle Orientierung oder Geschlechtergleichstellung angeht) dürfte Kurz erfolgreich sowohl sozialdemokratische als auch freiheitliche Wähler ansprechen können“, so „Dnevnik“.

Ex-Justizminister twitterte

„Die Volkspartei in Österreich hat sich ‚de facto‘ selbst abgeschafft. Sie erlaubte Sebastian Kurz eine ‚freundliche Übernahme‘“, twitterte der frühere slowenische Justizminister Aleš Zalar (von 2008 bis 2011 im Amt) am Sonntag.

„One-Man-Show“, heißt es in „Dnevnik“ zu den Bedingungen, die Kurz für die Übernahme des ÖVP-Chefpostens gefordert hat. Die Bedingungen seien „umstürzlerisch und nahezu ultimativ“ gewesen, dennoch habe sie die Parteiführung einstimmig angenommen. „Alle sehen die Konzentration der Macht in den Händen des neuen Parteivorsitzenden“, betont die Zeitung.

Indem die ÖVP auf alle Forderungen von Kurz eingegangen war, werde es in ein paar Monaten die Volkspartei, wie man sie gut 70 Jahre in der Zweiten Republik gekannt hat, nicht mehr geben, so „Dnevnik“. „An ihre Stelle kommt Liste Sebastian Kurz - die neue Volkspartei“. „Als solche hatte die Partei in dem letzten Jahrzehnt vier Obmänner abgenutzt, wobei sie wegen ständigen innenparteilichen Beinstellen schnell die Wähler verloren hat.“

„Večer“: Freiheitliche können Wahlen kaum erwarten

„Neuwahlen in Österreich schon im Herbst? Die Freiheitlichen können es kaum erwarten“, lautet der Titel in der Mariborer Tageszeitung „Večer“. Der Erfolg ihres Kandidaten Norbert Hofer bei der Präsidentenwahl habe die Freiheitlichen beflügelt. FPÖ-Chef „Heinz-Christian Strache gehört zu denjenigen, die sich vorgezogene Parlamentswahlen in Österreich am meisten wünschen“.

Glückwünsche erhielt der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz u.a. auch aus dem südlichen Nachbarland Slowenien. „Ich hoffe, dass die neue Führung die so sehr benötigte Konsolidierung der ÖVP bringen und zum Erfolg bei vorgezogenen Wahlen beitragen wird“, schrieb der Chef der Slowenischen Volkspartei (Slovenska ljudska stranka - SLS), Marko Zidanšek in einem Glückwunschschreiben. Er strich die Kooperation zwischen ÖVP und SLS auf Basis „unserer gemeinsamen Werte innerhalb der Europäischen Volkspartei“ hervor.