Handelskette Mercator mit hohem Verlust

Sloweniens größte Handelskette Mercator hat im Vorjahr einen großen Verlust eingefahren, wozu wesentlich die finanzielle Schieflage ihres kroatischen Mutterkonzerns Agrokor beitrug. Der Verlust lag bei 72,2 Millionen Euro, geht aus dem Jahresbericht hervor.

2015 noch 20 Millionen Euro Gewinn

Die Handelsgruppe, die mit ihren Geschäften auch in Serbien und Montenegro tätig ist, verzeichnete 2015 noch einen Nettogewinn von 20 Millionen Euro.

Das Ergebnis wurde stark durch die Wertminderungen für Forderungen gegenüber den Firmen aus der Agrokor-Gruppe belastet. Mercator musste die Wertminderungen in der Höhe von 46 Millionen Euro nachträglich vornehmen, nachdem in Kroatien ein Spezialgesetz zur staatlichen Sanierung von Agrokor eingesetzt wurde. Laut Medienberichten handelt es sich dabei um Verluste aus nichtbezahlten Mieten. Mit der Übernahme durch Agrokor wurde Mercators Geschäft in Kroatien und Bosnien vom kroatischen Konsum übernommen. Dieser mietet die Geschäfte von Mercator an, kann jedoch die Miete nicht bezahlen.

4,5 Prozent weniger Umsatz

Der Gruppenumsatz ging im Jahresvergleich um 4,5 Prozent auf knapp 2,49 Milliarden Euro zurück. Umsatzrückgänge wurden auf allen Märkten verzeichnet. Dazu trug laut Mercator auch der Verkauf von den nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäftsfeldern bei. Im Vorjahr wurden die Modekette Modiana und der Sportfachhandel Intersport, der die Lizenz für den ganzen Westbalkan hält, verkauft. Auch die Renovierung von zahlreichen Geschäften, die deswegen temporär geschlossen wurden, wirkte sich negativ aus.

Ungeachtet der Schieflage des Mutterkonzerns sei Mercator stabil und unabhängig in seinen Geschäftsentscheidungen, betonte der Chef der Handelsgruppe, Tomislav Čizmić am Mittwoch laut Nachrichtenagentur STA.

Trotz diesen Zusicherungen hat die slowenische Regierung die Rechtsgrundlage für eine staatliche Intervention parat. Das Parlament in Ljubljana verabschiedete am Dienstagabend ein entsprechendes Gesetz, mit dem Mercator vor der finanziellen Ausbeutung durch den Mutterkonzern geschützt werden soll. Das Gesetz sieht die Bestellung eines außerordentlichen Vorstandsmitglieds in Mercator vor. Dieses könnte Berichten zufolge schon in den nächsten Tagen von der Regierung ernannt werden. Das „Lex Mercator“ verbietet außerdem, dass das Unternehmen seinem angeschlagenen Besitzer Garantien oder Darlehen gibt.

In Kroatien setzte der staatliche Agrokor-Sanierer, Ante Ramljak, die US-Beratungsfirma AlixPartners als Berater bei der Umstrukturierung ein. Die US-Firma wirkte u.a. bei Sanierungen von Enron und General Motors mit. Der Sanierungsplan für Agrokor soll im Herbst feststehen. Im Juni soll man sich ein komplettes Bild über die Höhe der Schulden machen können. Der Schuldenberg wird derzeit auf rund 6 Milliarden Euro beziffert.

Agrokors größter Gläubiger, die russische Sberbank, soll unterdessen erwägen, ihre Forderungen gegenüber dem kroatischen Konzern zu verkaufen. Agrokor steht bei Sberbank mit 1,1 Milliarden Euro in der Kreide. Die Bank soll darüber bereits mit potenziellen Käufern in Gesprächen stehen, berichteten kroatische Medien mit Bezug auf Reuters.

Siehe Meldung vom 14.04.2017