Neue Verstimmung wegen Grenzstreits

Die Verstimmungen zwischen Slowenien und Kroatien wegen des jahrelangen Grenzstreits reißen nicht ab. Für Aufruhr in Kroatien sorgt derzeit eine Aussage des slowenischen Außenministers Karl Erjavec, die in Zagreb als Drohung mit Sabotage der kroatischen Tourismussaison interpretiert wird.

Schiedsspruch über Bucht von Piran erwartet

Zankapfel ist der bevorstehende Schiedsspruch über den umstrittenen Grenzverlauf in der Bucht von Piran, den man heuer erwartet. Während sich Kroatien, das 2015 aus dem Verfahren ausgestiegen ist, von der Entscheidung des internationalen Schiedsgerichts distanziert, beharrt Slowenien darauf und betont, dass der Schiedsspruch für beide Seiten verpflichtend sein werde.

In diesem Zusammenhang deutete Erjavec in einem Fernsehinterview vergangenen Montag auf mögliche Probleme hin, die im Sommer Touristen aus Deutschland und Österreich auf ihrem Weg über Slowenien nach Kroatien erwarten könnten, wenn Kroatien den Schiedsspruch nicht umsetzt.

Medien orten „Sabotage“

In kroatischen Medien wurde das als Ankündigung interpretiert, Ljubljana wolle mit Maßnahmen an den Grenzen die Tourismussaison im Nachbarland sabotieren. Der slowenische Außenminister werde „mit Schikanen gegen Touristen an der Grenze bestimmt nichts Positives erreichen“, entgegnete sein kroatischer Amtskollege Ivo Davor Stier. Kroatische Zeitungen kritisierten die Aussage von Erjavec als „skandalös und undiplomatisch“. „Erpressung aus Slowenien“ stand am Freitag auf der Titelseite der Tageszeitung „Večernji list“.

Da wie dort große Nervosität

„Ich bin überrascht von der Überreaktion in Kroatien“, sagte Erjavec am Freitag vor Journalisten in Ljubljana. In seiner Aussage gäbe es „kein Wort von Drohung oder Sabotage“, betonte er. „Offensichtlich herrscht große Nervosität. Sie (die Kroaten, Anm.) sind sich bewusst, dass man internationale Abkommen respektieren muss“, sagte Erjavec mit Verweis darauf, dass der Schiedsspruch auf einem solchen Abkommen basiert.

Der Grenzverlauf zwischen den beiden ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken bleibt 25 Jahre nach der Unabhängigkeit umstritten, nachdem in der Vergangenheit bilaterale Lösungsversuche scheiterten. Größter Streitpunkt ist die Grenze in der Adriabucht von Piran, von der abhängt, ob Slowenien Zugang zu internationalen Gewässern hat.

- Siehe Meldung vom 22.12.2016
- Siehe Meldung vom 14.08.2015