Manès-Sperber-Preis an Ilma Rakusa

Die Schweizer Autorin Ilma Rakusa, Tochter einer Ungarin und eines Slowenen, erhielt den Manès-Sperber-Preis für Literatur 2015. Wie Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) bei der Verleihung in Wien betonte, zeichnet sich Ilma Rakusa „durch ihre Vielseitigkeit, Vielsprachigkeit und ihren europäischen Geist aus“.

Ilma Rakusa Josef Ostermayer Sperber Preis

BKA/Hans Hofer

„Der Manès-Sperber-Preis wurde im Jahr 1985 – also vor nunmehr 30 Jahren - von der Republik Österreich in Zusammenarbeit mit der Manès-Sperber-Gesellschaft gestiftet, um hervorragende literarische Leistungen auszuzeichnen“, so Ostermayer bei der Verleihung am Freitag im Wiener Palais Pallavicini. „Gerade in Zeiten wie heute, in Zeiten des täglichen Ringens darum, dass europäische Werte aufrecht erhalten werden, gerade in solchen Zeiten ist ein Werk wie jenes von Ilma Rakusa von ganz besonderer Bedeutung. Sie ist eine Autorin, die in ihrem Schaffen immer weit über Grenzen hinausgegangen ist“, sagte Ostermayer laut Aussendung des Bundespressedienstes.

Tochter einer Ungarin und eines Slowenen

Die in der Schweiz lebende Autorin Ilma Rakusa wurde 1946 im slowakischen Rimavská Sobota geboren - als Tochter einer Ungarin und eines Slowenen. Ihre frühe Kindheit war geprägt von Umzügen nach Budapest, Ljubljana und Triest/ Trst. 1951 zog die Familie nach Zürich, wo Ilma Rakusa ihre Schullaufbahn absolvierte. Sie studierte Slawistik und Romanistik in Zürich, an der Pariser Sorbonne und in Sankt Petersburg. Seit den 1970er Jahren lehrt sie an der Universität Zürich. Aus den 1970er Jahren stammen auch ihre ersten veröffentlichten Gedichte.

„Einsamkeit mit rollendem ’r’“

1982 erschien ihre erste Erzählung „Die Insel“. Ein Erinnerungsbuch über ihre Kindheit und Jugend legte die Autorin 2009 unter dem Titel „Mehr Meer“ vor, für das sie mit dem Schweizer Buchpreis geehrt wurde. 2014 veröffentlichte sie den Band „Einsamkeit mit rollendem ’r’“, Erzählungen über Einsamkeit, Krieg und Vertreibung.

Erzählerin, Essayistin und Literaturübersetzerin

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie als Publizistin für die „Neue Zürcher Zeitung“ und „Die Zeit“. Sie gilt als renommierte Übersetzerin aus dem Französischen, Russischen, Serbokroatischen und Ungarischen und erhielt 1991 den Petrarca-Übersetzerpreis. Ihr literaturvermittelndes Schaffen wurde 1998 mit dem Anerkennungspreis des Leipziger Buchpreises für Europäische Verständigung ausgezeichnet.

Der mit 8.000 Euro dotierte Manès-Sperber-Preis wird vom Bundeskanzleramt gestiftet und alle zwei Jahre von der Manès-Sperber-Gesellschaft in Wien vergeben. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, deren literarisches und essayistisches Werk in einem sichtbaren thematischen Zusammenhang mit dem Oeuvre von Sperber steht. Dabei spielen die transnationale europäische Orientierung sowie das intellektuelle und zivilgesellschaftliche Engagement eine wesentliche Rolle.