Zeugen eines historischen Schicksals | Tschechoslowakei 1937-1948 im Volkskundemuseum

„Mir ging es darum, wie der einzelne die Position, in die er hineingeraten ist, erlebt hat. Manchmal war das aktiver, manchmal sehr passiv, viele waren auch Opfer dieses historischen Schicksals. Was waren ihre Handlungs- und Entscheidungsspielräume?“, so Georg Traska, Kurator der Ausstellung „Vertriebene und Verbliebene erzählen. Tschechoslowakei 1937-1948“.

On demand | Radio Dia:tón | 1.2.2016

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Vera Krejcová | Ausstellung, Volkskundemuseum

volkskundemuseum.at

Vera Krecová im Interview für die Videoinstallationen der Ausstellung im Wiener Volkskundemuseum

Rádio Dia:tón
1.2.2016 o 21:40 hod.
Radio Burgenland | Livestream

Volkskundemuseum vereint Geschichte | 1937-1948

Gast der aktuellen Sendung Rádio Dia:tón ist der Kurator der vorstehenden Ausstellung im Wiener Volkskundemuseum: „Vertriebene und Verbliebene erzählen. Tschechoslowakei 1937-1948“. Georg Traska spricht über die unterschiedlichen Beleuchtungsweisen der Geschichte, die in 15 thematischen Video-Stationen im Museum zu einem gemeinsamen Ganzen zusammengefügt werden:

„Es gab immer völlig getrennte Erzählungen: Die Tschechen hatten zum Beispiel ihre Erzählung, die den Nationalsozialismus ins Zentrum gestellt hat, als Ursache für die Vertreibung, die Vertriebenen haben wieder ihre Erzählung, die sich stark auf die Vertreibung bezieht.“

Im Laufe des Forschungsprojekts „Bringing Together Divided Memory. Czechoslovakia, National Socialism and the Expulsion of the German Speaking Population“ wurden 40 Menschen interviewt, deren Erinnerungen als Mosaiksteinchen das Spannungsfeld in der Geschichte zusammenfügen.

In Themenkreisen werden unterschiedliche biografische Perspektiven von vertriebenen Tschechen/innen und Slowaken/innen, von Zurückgebliebenen und Zurückgekehrten dargestellt. Die Erzählungen handeln von Städten und Regionen im Wandlungsprozess von Entvölkerung und Neubesiedlung.

Es sind Gegenstände, Orte, Menschen und die Sprache und Erlebnisse, die in der Erinnerung der interviewten Menschen wie Vera Krejcová, Jirí Prokop, Lothar Knessl, oder Eleonore Schönborn ein Bild des Begriffs Heimat projizieren. Ihre Schicksale sind es heute, die in der Ausstellung „Vertriebene und Verbliebene erzählen. Tschechoslowakei 1937-1948“, zur ewig geltenden Geschichte werden. Beherbergt sind die wertvollen Worte und Bilder ab 9. Februar im Wiener Volkskundemuseum.

Fotos von Prievoz | Oberufer im Album von Josef Derx | Volkskundemuseum

volkskundemuseum.at

Vertriebene und Verbliebene erzählen. Tschechoslowakei 1937-1948

Ausstellung und Videoinstallation von 10. Februar bis 10. April 2016

Vernissage
Dienstag, 9. Februar 2016
18.00 Uhr
wohl in Anwesenheit zahlreicher Interviewpartnerinnen

Österreichisches Museum
für Volkskunde
Gartenpalais Schönborn
Laudongasse 15-19, 1080 Wien

Das Kriegsende bedeutete für den Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung in Tschechien und der Slowakei den Ausbruch wilder Vertreibung, wie dem Brünner Todesmarsch der damals deutschsprachigen Bevölkerung, führt Traska aus: „Die wehrpflichtigen Männer waren ja alle in Gefangenschaft, die waren nicht auf dem Marsch. Das waren vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen. Die Alten und die Kinder sind überwiegend gestorben“, schildert der Kurator und betont weiter:

„Das Thema war in Österreich lange Zeit unterbeleuchtet. Das hat wohl damit zu tun wie es repräsentiert wird und wurde durch die Landmannschaften, die eine politische Vertretung gegenüber der Tschechoslowakei sind und gegenüber der österreichischen Politik. Da ging es oft um Entschädigungen und Restitutionsansprüche. In Österreich sind sie nie entschädigt worden, wenn dann nur von Deutschland, als Vertriebene.“

Das Volkskundemuseum Wien, das Neustädter Rathaus in Prag und die Universitätsbibliothek in Bratislava beherbergen diese Erzählungen nahezu zeitgleich und wagen mit dieser Ausstellung einen Schritt nach vorne, in die Vergangenheit, die so zahlreiche Schicksale auf Zerrissenheit baute.

Angebot von Zeitzeugen/innengespräche im Rahmen der Ausstellung

Do, 18.2.2016, 18.30 Uhr: Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Do, 3.3.2016, 18.30 Uhr: Slowakisches Institut, Wipplingerstraße 24-26, 1010 Wien
Di, 8.3.2016, 18.30 Uhr: Tschechisches Zentrum Wien, Herrengasse 17, 1010 Wien

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