Slowakei: Internationales Ermittlerteam für Mordfall Kuciak gebildet

Im Fall des Doppelmords am Investigativjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten wird ein internationales Team ermitteln. Der slowakische Generalstaatsanwalt Jaromir Ciznar hat am Mittwoch in Haag ein entsprechendes Abkommen mit Vertretern italienischer Justizorgane sowie Europol und Eurojust unterschrieben, berichteten Medien in der Slowakei am Donnerstag.

Die Unterzeichnung der Vereinbarung, die „intensiven Verhandlungen und mehreren Koordinationstreffen“ folgte, halte man für äußerst wichtig, erklärte eine Sprecherin der slowakischen Generalstaatsanwaltschaft. Sie soll Basis sein für einen Informationsaustausch und der Ermittlung von Kenntnissen, die zur Aufklärung der Bluttat und Festnahme der Täter führen.

Ján Kuciak, ermordeter Journalist, Slowakei

Ján Kuciak von Twitter

Ciznar hatte ein internationales Ermittlerteam bereits Ende März angekündigt, die Realisierung zeigte sich aber als zeitlich anspruchsvoll. Mitglieder des Teams sollen auch Einsicht in die Ermittlungsakte bekommen. Wann die Ermittler ihre Arbeit aufnehmen, wurde nicht konkretisiert.

Jan Kuciak und Martina Kusnirova, beide nur 27 Jahre alt, wurden Ende Februar in ihrem Haus in Velka Maca in der Westslowakei tot aufgefunden. Wie die slowakische Staatsanwaltschaft Ende März mitteilte, wurden beide am 21. Februar im Stil einer Hinrichtung erschossen. Die slowakische Polizei ging sofort davon aus, dass höchstwahrscheinlich die Arbeit des Aufdeckerreporters der Hintergrund für die Tat ist.

Kuciak hatte zuletzt über Verstrickungen von Mafia-nahen Unternehmern bis in höchste Kreise der Regierung recherchiert. Seine Enthüllungen hatten eine tiefe politische Krise zu Folge, nach wochenlangen Massenprotesten sahen sich der damalige Premier Robert Fico und sein kontroverser Innenminister Robert Kalinak zum Rücktritt gezwungen. Eine neuernannte Regierung unter Peter Pellegrini sollte das Land wieder stabilisieren.

Anfang der Woche hatte aber auch der neuernannte Innenminister Tomas Drucker resigniert, kurz darauf kündigte der langjährige Polizeipräsident Tibor Gaspar seinen Rücktritt per Ende Mai an. Tausende Demonstranten hatten zuvor den Rückzug Gaspars gefordert.

Der Doppelmord bleibt auch nach nahezu zwei Monaten weiterhin unaufgeklärt. Laut Polizeiangaben arbeitet das bisher größte Ermittlerteam in der Geschichte des Landes an dem Fall, es wurden über 200 Zeugen befragt. Die sogenannte „italienische Spur“ zu Unternehmern, die im letzten Bericht von Kuciak erwähnt wurde, brachte vorerst keinerlei Ergebnis. Medienberichte, laut denen die Ermittler dem möglichen Täter dicht auf der Spur sein sollten, lehnte Polizeipräsident Gaspar zuletzt ab.