Widerstandskämpferin Irma Trksák verstorben

Die Widerstandskämpferin der Wiener tschechoslowakischen Volksgruppe, Ravensbrück-Überlebende, Mitbegründerin und langjährige Sekretärin der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück, Irma Trksák, ist am 11. Juli 2017 verstorben. Am 2. Oktober hätte sie ihr 100. Lebensjubiläum gefeiert.

Bis zuletzt hat Trksák, aus einer politisch aktiven sozialdemokratischen Arbeiterfamilie stammend, ihr Leben dazu verschrieben, die Menschheit zu Wachheit und Authentizität aufzurufen.

Irma Trksák | Widerstandskämpferin und Zeitzeugin

Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen

Irma Trksák

Wiener tschechische und slowakische Volksgruppe zwischen 1939-1945
Die Jahre des Zweiten Weltkriegs in Wien waren begleitet von anti-tschechischen Aktionen - Schulen wurden geschlossen, Gebäude tschechischer Vereine konfisziert, Zeitungen eingestellt. Die Wiener Tschechen und Slowaken bildeten einen bedeutenden Teil des sozialdemokratischen Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime. Zwischen 1940 und 1945 wurden 69 Wiener Tschechen von den Nationalsozialisten als Volksfeinde hingerichtet. An sie erinnert heute auf dem Wiener Zentralfriedhof ein Mahnmal, das 1946, initiiert von der Tschechoslowakischen Sektion der KPÖ, enthüllt wurde.

Von klein auf war der kritische Geist Irma Trksák im tschechischen Arbeiterturnverein engagiert, unter dessen Deckmantel sie auch später den Widerstand organisierte. Wegen mehreren Brandlegungen- und deren Versuchen, als Zeichen des Protests und der Empörung über die menschenunwürdige Behandlung zahlreicher ethnischer und sozialer Gruppen durch den Nationalsozialismus, wurde Irma Trksák 1941 von der Gestapo verhaftet. Ein Jahr lang musste sie, wie ihre Freundin Antonia Bruha | Widerstandskämpferin aus der Wiener tschechischen Volksgruppe, im berüchtigten Wiener Polizeigefängnis Rossauer Lände in Einzelhaft ausharren.

Ende September 1942 wurde sie mit einem Transport in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück gebracht. 132.000 Frauen aus über 40 Nationen wurden zwischen Mai 1939 und April 1945 nach Ravensbrück und seine Nebenlager verschleppt. Während eines der so genannten Todesmärsche gelang Irma Trksák die Flucht.

Irma Trksák | Widerstandskämpferin und Zeitzeugin

Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen

Irma Trksák

Auszug aus „Ich weiß, was ich wert bin! Irma Trksák - Ein Leben im Widerstand“

„Wir Kinder haben mit dem Vater die verbotene Arbeiterzeitung verbreiten geholfen. Sie wurde von Otto Bauer in Brünn herausgebracht und wir haben sie heimlich verteilt in Wien. Meine Geschwister und ich haben schon von klein auf Widerstandsarbeit geleistet. Bereits in den tschechischen Schulen des Komenský-Schulvereines hatten wir politische Bildung. Mein Vater war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei | Tschechische Sektion. Die Ausschaltung des Parlaments und die Zerschlagung aller Parteien war für uns ein Alarmzeichen und Auftakt gegen eine Diktatur zu kämpfen. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass der Faschismus noch ärger kommen könnte“.

Bis ins hohe Alter war es der Wiener Slowakin ein großes Herzensanliegen, vor allem Jugendlichen ihr erlebtes Schicksal zu erzählen und deren Perspektiven hinsichtlich Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit zu schärfen.

Als Zeitzeugin besuchte sie, neben vielen anderen Bildungseinrichtungen, im Jahr 2008 auch ihre ehemalige Schuleinrichtung, die ihr als Schülerin und auch später als Lehrerin vertraut war: die Komenský Schule in Wien.

Im Mandelbaumverlag erschien 2007 ihre verschriftlichte Lebenserzählung:
„Ich weiß, was ich wert bin! Irma Trksák - Ein Leben im Widerstand“ von Cécile Cordon.

Späte Ehrung von Irma Trksák durch die Republik Österreich

Am Nachmittag des 10. Februar 2016 wurde die Widerstandskämpferin Trksák im Kongresssaal des Bundeskanzleramts mit dem Silbernen Verdienstzeichen der Republik Österreich bedacht. Anstelle von Irma, deren gesundheitlicher Zustand ihr es zu dem Zeitpunkt nicht mehr erlaubte an der Ehrung teilzunehmen, nahm ihr Sohn Ludwig das Ehrenzeichen entgegen. Während der Übergabe von Verdienstzeichen und Urkunde durch den Kultur-und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer soll Ludwig Trksák seinen Wehmut kundgetan haben, dass diese Ehrung erst so spät erfolge.

Um sich jedoch den Mut und Einsatz von Irma Trksák für ein menschliches und gerechtes Zusammenleben als Vorbild zu nehmen, ist wohl jeder Zeitpunkt der richtige.

Umrela odbojová bojovníčka Irma Trksák

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