Volksgruppeninstitut fordert Minderheitenschulgesetz für Wien

Vorsitzender der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut ist Heinz Tichy legt nahe, dass man sich in den Städten besonders bemühen muss, die Volksgruppen im Schulbereich den Minderheitenschulgesetzen des Burgenlands und Kärntens gleichzumachen.

Vergangene Woche fanden die Köpfe der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut erneut zusammen und luden anschließend an die jährliche Generalversammlung zur Vorstellung des Sammelbandes „Neue Entwicklungen der Volksgruppen in Wien – 30 Jahre Wiener Arbeitsgemeinschaft“ sowie zu einem Vortrag und der gemeinsamen Diskussion.

Generalversammlung der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut

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Vladimír Mlynár, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats für Slowaken

Slowakisch kommt bei Kindern gut an

Gastgeber Vladimír Mlynár, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats für Slowaken, begrüßte seine ARGE-Kollegen diesmal im Österreichisch-Slowakischen Kulturverein in der Otto Bauer Gasse, zu einem Abend, an dem aktuelle Ziele und Sorgen der Volksgruppen einmal mehr im Mittelpunkt standen.

„Es freut mich, dass wir einen großen Erfolg feiern konnten, mit dem muttersprachlichen Unterricht, der hier im Verein samstags angeboten wird und sehr gut angenommen wurde“, erwähnt Mlynár.

Generalversammlung der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut

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Vorsitzender der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut Heinz Tichy

Forderung nach gesetzlichen Schutz der Volksgruppensprachen im Raum Wien

Vorsitzender der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut ist Heinz Tichy legt nahe, dass man sich in den Städten besonders bemühen muss, die Volksgruppen im Schulbereich den Minderheitenschulgesetzen des Burgenlands und Kärntens anzupassen. Diese würden ermöglichen, dass die Förderungsmittel auch für andere Institutionen als Bildungseinrichtungen verwendet könnten. Der Europarat habe zumal schon wiederholt auf dieses Problem hingewiesen.

Generalversammlung der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut

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„Alle Volksgruppen in Wien sind insofern in einer etwas spannenderen Situation, weil sich durch die Flüchtlingswellen das öffentliche Interesse natürlich stark auf die aktuellen Flüchtlingsbewegungen konzentriert und man mit dem Begriff ‚fremd‘ eher die neuen Hinzukommenden assoziiert und nicht die hier schon lang und traditionell ansässigen Gruppen. Es ist immer schon ein Problem gewesen, dass sich die traditionellen Gruppen gerade in einer Großstadt nicht so bemerkbar machen, wie auf dem Land, wo sie territorial oft abgegrenzt wohnen. So müssen wir besonders auf uns aufmerksam machen“, betont der Vorsitzende Tichy weiter.

Generalversammlung der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut

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Stefan Pauer, Vertreter der Burgenlandkroaten erläutert die aktuelle Lage seiner Volksgruppe

Stefan Pauer, Vertreter der burgenlandkroatischen Volksgruppe, hebt die Bedeutung und Dringlichkeit der Schaffung eines schulischen Angebots zum Erlernen der Sprache in Wien hervor. Pauer stimmt der Ansicht Tichys zu, dass politische Situation die Thematik der Volksgruppe auf ein Nebengleis dränge.

Richard Basler, ARGE-Mitglied aus der tschechischen Volksgruppe, betonte weiters im Hinblick auf die mehrsprachige Komenský Schule in Wien. „Der Erhalt der Schule und des Kindergartens nimmt einen wesentlichen Teil der Mittel der Volksgruppenförderung in Anspruch, ungefähr 85%. Daher wäre es wünschenswert, wäre eine andere, dauerhafte Finanzierungsquelle gefunden, die nicht aus der Volksgruppenförderung, sondern aus anderen Mitteln stammt und auch dauerhaft gesichert ist. Ein Minderheitenschulgesetz für Wien wäre eine der Möglichkeiten“.

Generalversammlung der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut

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Richard Basler, ARGE-Mitglied aus der Volksgruppe der Wiener Tschechen

Ernö Deak | Kontakt der Volksgruppen untereinander unabkömmlich

Für die ungarische Volksgruppe sprach an dem Abend Ernö Deak, Stellvertretender Obmann des Volksgruppeninstituts. Für die neuen Mitglieder erläuterte er die Wurzeln der Arbeitsgemeinschaft. „Als wir den Zentralverband gegründet haben, haben wir gesehen, dass wir Ungarn unheimlich isoliert in Österreich leben. Wir haben erkannt, dass wir ohne gute Kontakte zum Bundeskanzleramt und zu den einzelnen Parteien, sowie zu den anderen Volksgruppen verloren sind. Im Herbst 1982 gab es das erste interethnische Symposium im Alten Rathaus. Dort gab es einen großen Aufschrei der Volksgruppen, auf Grund dessen die Kroaten in der Schwindgasse auch die erste Subvention von der Stadt Wien bekommen haben.“

Generalversammlung der Wiener ARGE für Volksgruppenfragen | Volksgruppeninstitut

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Ernö Deak, Stellvertretender Obmann des Volksgruppeninstituts

Die slowakischen Volksgruppenmagazine Rádio Dia:tón und České Ozvěny | Slovenské Ozveny gewähren einen konkreten Einblick in die Generalversammlung und somit die aktuellen Belange der Volksgruppen.

Rádio Dia:tón
7.11.2016 o 21:40
Radio Burgenland | Livestream

České Ozvěny | Slovenské Ozveny 11. Dezember 2016, um 13:05 Uhr | ORF2 Wien

Mlynár | Tichy als verbindendes Glied aller Volksgruppen

„Uns verbindet vor allem die Person Heinz Tichy, der auch der slowakischen Volksgruppe maßgeblich geholfen hat, als autochthone Volksgruppe in Österreich anerkannt zu werden. Er gab uns damals die ersten Impulse dazu, um etwas zu bewegen“, betont Vladimír Mlynar und erinnert an das kürzlich verstorbene, engagierte Vereinsmitglied Anton Hrabovec, der an der Realisierung für die Volksgruppenanerkennung der Slowaken grundlegend beteiligt war. Er und Tanja Masaryková waren anschließend für lange Zeit die Vertreter der Slowaken im Volksgruppeninstitut.

Neue Gesetzgebung unausweichlich

Im Rahmen der Generalversammlung dankte der Vorsitzende Heinz Tichy vor allem allen engagierten Mitgliedern und sprach auch dankbar dem Europarat gegenüber aus, der immer wieder Besserungsvorschläge in den Österreichischen Volksgruppenbelangen einbringt. Dass eine neue Gesetzgebung für eine zufriedenstellende Situation unausweichlich sei, darüber war man sich an dem Abend in der Otto Bauer Gasse einig.

"Neue Entwicklungen der Volksgruppen in Wien" | Buchpräsentation

y. strujic

Im Anschluss an die Generalversammlung präsentierten einige der Autoren das zuletzt herausgegebene Werk der ARGE „Neue Entwicklungen der Volksgruppen in Wien – 30 Jahre Wiener Arbeitsgemeinschaft“. Albert F. Reiterer hielt einen Vortrag zum Thema ´"Slowaken, Tschechen, Ungarn, Slowenen – Wiener oder Minderheiten? Zur Zukunft der Volksgruppen".

Im Anschluss daran fand eine Diskussion zu diesem Thema unter der Moderation von Stefan Pauer statt.

Text | Yvonne Strujić, ORF Volksgruppenredaktion Wien