Volksgruppen trauern um Rudolf Sarközi
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Vergangenen Montag schritten namhafte Perönlichkeiten aus Politik, Kultur und den Volksgruppen den traurigen Weg zur Halle 2 am Wiener Zentralfriedhof entlang. Ihre Gedanken galten ihrem Freund und Partner Rudolf Sarközi und dessen hinterbliebener Familie.
Schwerer Abschied auch für Bundespräsident Fischer
In ihren Ansprachen hoben Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Feymann Rudolf Sarközis außergewöhnliches Geschick, Misstände aufzuzeigen und einen herausragend großen Willen, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, hervor.
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y. strujic
„Als Rudolf Sarközi im Lager Lackenbach geboren wurde, war es sehr unwahrscheinlich, dass er überhaupt überleben würde. Niemand hätte gedacht, was alles die Volksgruppe der Roma und Sinti in Österreich, ihrem Rudolf Sarközi, dem Obmann des Kulturvereins der Österreichischen Roma, verdanken würde. Auch deshalb fällt der Abschied von Rudolf so schwer“, betont der Bundespräsident in seinen Abschiedsworten.
Auszüge aus Rudolf Sarközis Ansprache bei der 10-Jahre Gründungsfeier des Volkshilfe-Projekts Thara | Nov. 2015
Volksgruppen trauern um treuen Weggefährten
Zur Melodie des Liedes „Und die Geigen verstummten“ richteten sich die Gedanken der Trauernden am Zentralfriedhof an den Verlust eines Menschen, dessen großes Erbe ehrenvoll weiter getragen werden soll.
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y. strujic
Vladimír Mlynár | „Er war einer von uns“
Im Namen der slowakischen Volksgruppe verabschiedet sich Volksgruppenbeiratsvorsitzender Vladimír Mlynár von seinem langjährigen Kollegen und Freund: “Rudi war einer von uns. Eine Stimme, die uns vertraut war, die jetzt für immer schweigt. Ein Mensch, der immer für seine Volksgruppe und auch für uns alle da war. Er ist nicht mehr. Er fehlt uns. Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen an die vielen Stunden, die wir für unsere gemeinsame Arbeit gegen das Vergessen und gegen Assimilation verbracht haben, diese nimmt uns niemand. Mit großer Dankbarkeit für die Wiener Slowaken, Vlado Mlynar.“
„Ich kenne Rudolf Sarközi seit der Gründung des Volksgruppenbeirates 1994. Von da an waren wir Partner, die sich mehr, oder weniger mit Fragen aller Minderheiten auseinandersetzten. Hier war Rudi ein Loyaler Partner, der die Situation, eine Minderheit in Österreich zu sein, sehr gut kannte. Daher hatte er eine sehr hohe Sensibilität und Verständnis für die Situationen aller Minderheiten“, bedauert auch Karl Hanzl, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates für Tschechen, den Verlust seines Weggefährten Sarközi und erinnert sich weiter:
„Vor allem war er ein sehr offener Mensch, der sagen konnte, welche Sicht er vertritt. Wenn demokratisch abgestimmt wurde, bestätigte er es stets mit seinem Händedruck. Darauf konnte man sich immer zu 100% verlassen“.
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Wie kein zweiter bestimmte Sarközi die Roma-Politik in der Zweiten Republik. Seit den 1980er Jahren setzte er sich für die Ankerkennung der Roma und Sinti als Volksgruppe in Österreich ein. Die historische Aufarbeitung des Genozids an den Roma und Sinti in der Zeit des Nationalsozialismus stellte für ihn ein besonderes Anliegen dar.
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Sarközi beschäftigte die aktuelle Situation der europäischen Roma genauso intensiv wie die dokumentarische Erfassung der Opfer aus der Volksgruppe der Roma und Sinti in der NS-Zeit.
Fischer | „Was er zu Stande gebracht hat, bleibt“
„Er war ein Segen für die Volksgruppe der Roma und Sinti. Für mich war seit den Siebziger Jahren ein guter Freund und Gesprächspartner. Sein Lebensweg hat nun ein Ende gefunden. Aber das, was er zu Stande gebracht hat, das bleibt“, hob Bundespräsident Heinz Fischer hervor.
Rudolf Sarközi. Seine Stimme mag verstummt sein, seine Gedanken und Errungenschaften hinterlassen jedoch ein ewiges Erbe der Menschlichkeit für alle.