Berlinale-Star Mujič verkauft aus Geldnot den Silbernen Bären
Die Entscheidung zum Verkauf des Schauspielpreises sei ihm „sehr schwer“ gefallen, sagte der verarmte Darsteller zu AFP. „Meine Kinder hatten aber seit drei Tagen fast nichts zu essen.“ Er müsse auch Schulden beim Elektrizitätswerk und bei einem Lebensmittelhändler abbezahlen.
Senadin Ćosić
„Aus dem Leben eines Schrottsammlers | Epizoda u životu berača željeza“ ist ein preisgekrönter bosnisch-französisch-slowenischer Spielfilm von 2013 des Drehbuchautors und Filmregisseurs Danis Tanović.
Ein Held, dessen Glanz schnell verblasste
Nazif Mujič, der zur Minderheit der Roma in Bosnien gehört, hatte den Silbernen Bären der Berlinale 2013 für seine Rolle in dem bosnischen Film „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ bekommen, in dem er weitgehend sich selbst spielt. Bei der Rückkehr nach Bosnien war er wie ein Held gefeiert worden, er verschwand aber bald wieder aus dem Rampenlicht und verarmte.
Mujič lebt derzeit nach eigenen Angaben vom Schrottsammeln. Damit nehme er pro Tag etwa 3,50 Euro ein, womit er seine drei Kinder nicht ernähren könne. „Ich habe erst mein altes Auto verkauft, dann einige persönliche Gegenstände, und nun war der Bär dran“, sagte der 47-Jährige. Von dem Erlös habe er sich auch ein Busticket zur Berlinale im kommenden Monat gekauft, wo er auf sein Schicksal aufmerksam machen wolle.
Senadin Ćosić
Poker Turnierspieler Ćosić zahlte 4.000 Euro
Mujič hatte den Silbernen Bären im Internet für 5.000 Euro angeboten. Den Zuschlag bekam schließlich der populäre Poker Turnierspieler Senadin Ćosić aus dem Heimatort von Mujič für 4.000 Euro. „Ich bin kein Sammler, sondern ich habe die Trophäe vor allem gekauft, um Nazif zu helfen“, sagte Ćosić, der einen Catering-Betrieb in Srebrenik | Tuzla besitzt. „Er ist ein kranker Mann, der seine Kinder ernähren muss.“ Ćosić will den Bären an ein Museum geben.
Seit drei Jahren leidet Mujič an Diabetes, er muss Insulin spritzen. 2014 wurde sein Asylantrag in Deutschland abgelehnt. Bei seiner Reise zur Berlinale im Februar wolle er erneut um Asyl bitten, sagte Mujič. „Ich hoffe, diesmal bekomme ich eine Zusage. Ich will nur, dass meine Kinder normal leben.“
In Bosnien leben 50.000 bis 75.000 Roma. Ein Gutachten der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch kam kürzlich zu dem Schluss, dass sie dort einer „generellen Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, in der Bildung und bei der politischen Repräsentation“ ausgesetzt seien.