Roma und Sinti müssten mehr Fördergelder zustehen

Durch die Zuwanderung wächst auch die Volksgruppe. Demnach müsste das Ausmaß der Fördergelder für die Roma und Sinti nachjustiert werden, d.h. die Volksgruppe müsste dann erheblich mehr Geld bekommen, unterstreicht Christian Klippl, Vorsitzender des Kulturvereins Österreichischer Roma.

On demand | Roma sam | 9.1.2017

Roma sam | 9.1.2017
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Der Vorsitzende Christian Klippl ist sicherlich der meist interviewte Rom im Jahre 2016. Denn nach dem Tod des langjährigen in der Volksgruppenpolitik dominanten Rudolf Sarközi übernahm der Neffe Klippl sein Erbe und damit auch die Führung im Kulturverein Österreichischer Roma.

Christian Klippl im ORF Studio

ORF | Serdar Erdost

Christian Klippl im ORF Studio

Mehr Wiener als Burgenländer

Auch wenn Christian Klippl am 9. Februar 1963 in Oberwart geboren wurde, ist er eigentlich mehr Wiener als Burgenländer, nach tiefem Einschlag in seiner Sprache. Aufgewachsen in Wien schnupperte er das Landleben der burgenländischen Roma in den Sommerferien bei der Familie Sarközi in Unterschützen. In zwei Häusern am Rande der Ortschaft verbrachte der kleine Christian eine glückliche Zeit mit Kindern seiner Verwandten. Da lebten drei Familien mit drei bis vier Kindern, eine der Verwandten war Paulo Sarközi, die Mutter von Rudolf Sarközi.

Klippl Christian

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Christian Klippl | In Memoriam Rudolf Sarközi im Bundesparlament 2016

Karriere des neuen Vorsitzenden wie die des alten

Wie das Schicksal so will, begann Christian Klippl seine Karriere mit 20 Jahren als Gemeindebediensteter, wie der Onkel Rudolf Sarközi, bei der MA 48 der Stadt Wien. Nun arbeitet Klippl als Referent in der großen Abteilung „Stadtreinigung und Fuhrpark“. Zum Vorsitzenden gewählt wurde er im März 2016. Ein sehr bewegendes Jahr für den frischen Vorsitzenden.

Vorsitz im Volksgruppenbeirat | Reizvoll aber noch nicht entschieden

Ende 2017 oder Anfang 2018 muss der Volksgruppenbeirat für Roma neu konstituiert werden. Derzeit hat der stellvertretende Beiratsvorsitzende Emmerich Gärtner-Horvath vom Roma-Service die Ruder in der Hand. Im Moment weiß aber niemand, oder will sich niemand festlegen, wie die Beiratsbesetzung in Zukunft aussehen könnte, wer den Vorsitz innehaben würde. Wichtig sei für Klippl die Handlungsfähigkeit des Beirates. Deshalb macht er seine Kandidatur zum Vorsitzenden des Beirates von der Konstellation der Beiratsmitglieder abhängig.

Nach Klippl soll auch der Modus, wie die Mitglieder in den Beirat verschickt werden, darüber entscheidet ja schließlich das Bundeskanzleramt, gleich bleiben.

Gedenkfeier Lackenbach 2016

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Christian Klippl | Gedenkfeier in Lackenbach 2016

Autochthones Siedlungsgebiet nicht mehr als Parameter für Anerkennung

Sobald die zugewanderten Roma die Staatsbürgerschaft übernehmen, sollen sie auch zur Volksgruppe gezählt werden. Das würde jedoch die Konsequenz mit sich bringen, dass das Ausmaß der Fördergelder für die Roma und Sinti nachjustiert werden, d.h. die Volksgruppe müsste dann erheblich mehr Geld bekommen, unterstreicht der Vorsitzender Klippl.

Dass das autochthone Siedlungsgebiet als Parameter für die Anerkennung wegfallen müsste und dafür das Volksgruppengesetz geändert werden sollte, wäre nach Christian Klippl die logische Folge.

Clubbing versus Ball

Der traditionelle Roma-Ball findet wie im 2016 auch heuer nicht statt. Der Vorsitzende Klippl liefert Gründe dafür. Erstmals am 23. März 1991 veranstaltet stelle der Roma-Ball keinen richtigen Anziehungspunkt für die Volksgruppenangehörigen mehr dar, meint Christian Klippl. Grundsätzlich will der Kulturverein Österreichischer Roma einen fundamentalen Kurswechsel. Die Arbeit soll im Wesentlichen die Jugend erfassen. Daher sei ein Event wie ein Clubbing durchhaus ein innovativer Weg, die Jugendlichen anzusprechen.

Wallfahrt Mariazell

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Christian Klippl | Roma Wallfahrt | Mariazell 2016

Roma werden mit Flüchtlingen verwechselt

Die aktuelle Debatte über Flüchtlinge wirft auf das Leben der zugewanderten Roma, die seit langem in Österreich leben, negative Schatten. Sie verbannt zunehmend das offene Bekenntnis zur Herkunft vom öffentlichen Leben und erzeugt Ängste, erläutert Christian Klippl. Das Vereinsleben werde auch davon stark betroffen, fügt Klippl abschließend hinzu.

Zweiter Tei des Interviews von Christian Klippl

40 Jahre Volksgruppengesetz | Reformen stocken
Volksgruppen fordern Änderung des Volksgruppengesetzes
Advent Lesung mit Frank Hoffmann im Kulturverein

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Kulturverein Österreichischer Roma